Fachartikel

EU-Taxonomie – Kritische Betrachtung der derzeitigen Nachhaltigkeitsratings anhand der zu erwartenden Kriterien

Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt immer mehr an Bedeutung. Neben dem klassischen (Kredit-)Rating haben sich deshalb Nachhaltigkeitsratings entwickelt. Um dabei mehr Transparenz zu schaffen und „Greenwashing“ entgegenzuwirken, erstellt die EU mit der EU-Taxonomie ein einheitliches Regelwerk, das teilweise 2020 veröffentlicht wurde. Dieser Beitrag beantwortet die Frage, inwieweit die Kriterien der EU-Taxonomie von den Ratings zu Beginn des Jahres 2021 bereits erfüllt sind.

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EU-Taxonomie Nachhaltigkeitratings

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Auszug aus dem Fachartikel „EU-Taxonomie – Kritische Betrachtung der derzeitigen Nachhaltigkeitsratings anhand der zu erwartenden Kriterien“

Erschienen in der Fachzeitschrift ZCG Zeitschrift für Corporate Governance 04.21, Seiten 145 – 192
Autoren: Andrea Dörflinger (Risikocontrollerin bei einer Sparkasse), Prof. Dr. Manuela Ender (msg GillardonBSM AG), Dr. Tim Herberger (Leiter des Lehrstuhls für BWL, Andrássy Universität Budapest)

Leseprobe zu "EU-Taxonomie - Kritische Betrachtung der derzeitigen Nachhaltigkeitsratings anhand der zu erwartenden Kriterien"

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Problemstellung und Zielsetzung

Im Dezember 2019 wurde von der EU-Kommission der Green Deal verabschiedet, in dem der Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft geregelt ist.1 Einen wichtigen Bestandteil des Green Deals bildet der EU-Aktionsplan Finanzierung nachhaltigen Wachstums. Die EU möchte mit dem Aktionsplan vor allem Transparenz für alle Marktteilnehmer in Sachen Nachhaltigkeit schaffen, da sie Transparenz als die Grundvoraussetzung für ein funktionierendes Finanzsystem sieht. Dafür sind Definitionen wesentlich, welche Wirtschaftstätigkeiten als nachhaltig gewertet werden können. Die Europäische Union erarbeitet daher ein einheitliches Klassifizierungssystem für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten: die EU-Taxonomie.2

Bis die Entwicklung und Anwendbarkeit der EU-Taxonomie jedoch soweit fortgeschritten ist, dass Unternehmen, Investoren, Banken, Mitarbeiter und Kunden relativ aufwandsarm die Nachhaltigkeit eines Assets, etwa eines Unternehmens oder einer Immobilie, bewerten können, schließen Nachhaltigkeitsratings diese Lücke. Das Ziel dieser Ratings ist, ähnlich wie die Funktionsweise klassischer Bonitätsratings, die Beurteilung der Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens oder anderen Assets. Kann etwa für ein Unternehmen ein hohes Maß an Nachhaltigkeit bescheinigt werden, kann das Unternehmen dadurch Reputationsrisiken senken und Wettbewerbsvorteile generieren.3 Basiert die Bewertung jedoch auf nicht intersubjektiv nachvollziehbaren Kriterien und liegt keine Standardisierung vor, fällt es den Adressaten schwer, die tatsächlich vorhandene Nachhaltigkeitsleistung von Greenwashing zu unterscheiden.4

Die Bewertungsmethoden der Agenturen bei der Erstellung eines Nachhaltigkeitsratings gestalten sich sehr unterschiedlich.5 So entwickelte jede Ratingagentur ihre eigenen Methoden, bei denen konkrete ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) oder auch Ein- und Ausschlusskriterien für ein Positiv- und Negativ-Screening verwendet werden.6 Grundlage dafür bilden häufig politische und regulatorische Initiativen, beispielsweise die von den Vereinten Nationen entwickelten „Sustainable Development Goals (SDG)“. Durch regelmäßiges Überprüfen der Bewertungen konnte zwar die Transparenz bezüglich der Methodik in den vergangenen Jahren erhöht werden.3 […]

Studie Sustainable Banking (2021)

Der Beitrag stellt die Ergebnisse aus der aktuellen Studie Sustainable Banking vor. Für diese Studie hat das IMWF Institut für Management- und Wirtschaftsforschung GmbH im Auftrag von msg GillardonBSM und dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP 110 Fach- und Führungskräfte deutscher Kreditinstitute aus unterschiedlichen Bereichen beziehungsweise Abteilungen zum Status quo der Nachhaltigkeit in ihrem Institut und nach ihrer persönlichen Meinung zu diesem Thema befragt. Die Online-Befragung fand im Juni und Juli 2021 statt.

Weitere Fachbeiträge von Prof. Dr. Manuela Ender

Viele weitere Fachbeiträge von Prof. Dr. Manuela Ender zum Thema Nachhaltigkeit, aber auch zu regulatorischen und weiteren Themen, finden Sie hier auf Banking.Vision.

Quellen
Sustainable Banking, ESG-Risiken, Nachhaltigkeit

Sustainable Banking

Nachhaltigkeit ist aus der Branche Banking nicht mehr wegzudenken. Treiber sind zum einen die Initiativen von Gesetzgebern und Regulatoren. Aber auch Kunden stellen vermehrt nachhaltige, umweltfreundliche und klimaschonende Aspekte in den Mittelpunkt ihrer Finanzentscheidungen. Um den langfristigen ökonomischen Erfolg zu sichern sowie die regulatorischen Hürden zu meistern, müssen Banken frühzeitig ihre Geschäftstätigkeit auf Nachhaltigkeitsziele ausrichten und fit sein für den Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken.

Wie sieht die optimale Vorbereitung auf eine nachhaltige Zukunft in der Branche Banking aus? Dieser Frage gehen wir in unserer Serie Sustainable Banking auf den Grund. Mehr Informationen zu diesem Zukunftsthema finden Sie auf unserer Webseite.

Manuela Ender

Prof. Dr. Manuela Ender

ist als Fachexpertin für Risikomanagement, Kapitalmärkte und Themen der Banksteuerung für msg for banking im Einsatz. Daneben ist sie als Professorin für FinTech an der IU Internationale Hochschule aktiv.

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