Nachhaltige Bewertung von Investitionsobjekten
Fallen die Maßnahmen zum Klimaschutz unzureichend aus, so könnten die volkswirtschaftlichen Konsequenzen schon bald die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie übertreffen. Um dem vorzubeugen, müssen schon jetzt nachhaltige Aspekte in die Beurteilung von Investitionsobjekten einfließen, um so ökonomische Fehlbewertungen in der Zukunft möglichst zu vermeiden. Der Beitrag stellt dieses innovative Bewertungskonzept am Beispiel der Immobilienbewertung auf Basis einer Ökobilanz vor.
In dieser Collection enthalten:
Collection öffnenjPowerMonitor Cloud-Toolkit
Transitionspläne und -strategien für den Bankensektor
Green IT: Benchmarking zur Beurteilung von Energie- und CO₂-Effizienz
ESG-Reporting und -Offenlegung: Nachhaltigkeit in Aktion
Nachhaltigkeit im Kreditgeschäft: Die Relevanz von ESG-Kriterien und einer strategischen Ausrichtung
Biodiversität: Ein unterschätztes Risiko für den Finanzsektor
Naturkatastrophenrisiko: Auswirkungen von steigenden ESG-Risiken auf die Banken- und Versicherungswirtschaft
ESG-Risikomanagement: Stellungnahme der Deutschen Kreditwirtschaft zu den EBA-Guidelines
Doppelte Wesentlichkeit nach CSRD und ESRS: Effizienz in der Nachhaltigkeitsberichterstattung
Mit der neuen Lösung eva.real Immobilien nachhaltig bewerten
Auszug aus dem Fachartikel „Nachhaltige Bewertung von Investitionsobjekten“
Bedingt durch die Covid-19-Pandemie bzw. die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ist das BIP im ersten und zweiten Quartal 2020 weltweit gesunken. In Deutschland beispielsweise betrug der Rückgang laut Eurostat im ersten Quartal 2 Prozent
und im zweiten Quartal 10,1 Prozent. Diese Zahlen sind aktuell, mess- und vor allem spürbar. Gründe und Erklärungen sind schnell gefunden und wenig überraschend.
Wesentlich schlechter zu greifen sind hingegen die wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels. Das Network for Greening the Financial System (NGFS), ein weltweites Netzwerk von 66 Zentralbanken und Aufsichtsbehörden, hat die Konsequenzen anhand von Klimaszenarien simuliert und im Juni 2020 veröffentlicht. Bei rechtzeitigem, geordneten politischen Handeln kann davon ausgegangen werden, dass sich das weltweite BIP bis zum Jahr 2050 aufgrund transitorischer Risiken um ca. 2 Prozent verringern wird.
Starten die verschärften Klimaschutzmaßnahmen jedoch erst ab 2030, so kann der Rückgang bis 2050 bereits ca. 6 Prozent betragen, und bis 2100 nähert er sich 10 Prozent an. Werden keine weiteren Maßnahmen ergriffen, ist durch die mit dem Klimawandel einhergehenden physischen Risiken mit einer Verringerung von 10 Prozent bereits im Jahr 2040 zu rechnen. BIP-Rückgänge, wie sie in der Covid-19-Pandemie erstmalig seit dem Zweiten Weltkrieg beobachtet werden, könnten sich in kürzester Zeit wiederholen. Allerdings wird eine rasche Erholung in späteren Quartalen nicht mehr möglich sein, denn Klippeneffekte machen eine Rückkehr in die alte „heile“ Welt unmöglich.
Obwohl die aktuelle Pandemie die Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit auf den ersten Blick verzögert, lässt sich auf den zweiten Blick doch feststellen, dass die Entwicklung sogar Fahrt aufgenommen hat. Dies ist anhand der vom NGFS aufgeworfenen Szenarien auch dringend erforderlich. Die gewaltigen Finanzmittel, die die Politik investiert, um die wirtschaftlichen Pandemie-Effekte zu mildern, entpuppen sich als eine entscheidende Weichenstellung. Es ist unverzichtbar, die Finanzströme in erster Linie in nachhaltige Investitionsobjekte zu lenken, um die schlimmen Szenarien zu verhindern.
Der Kreditwirtschaft kommt bei der Transformation eine Schlüsselrolle zu, da der Prozess der Kreditvergabeentscheidung bestens geeignet ist, zwischen – plakativ formuliert – grünen und grauen Investitionen zu selektieren.
Letztere sollten abgelehnt oder mit einem hohen Zinsaufschlag versehen werden. Diese Preisgestaltung ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht zwingend notwendig, denn bei den grauen Investitionen drohen hohe Kreditausfälle in der Zukunft.
Die Aufsicht meint es ernst
Die europäische Bankenaufsicht hat jüngst nachdrücklich betont, wie ernst sie den Umbau in Richtung Ökologie nimmt. Im Folgenden werden zwei Beispiele vorgestellt, auf das BaFin-Merkblatt sei ergänzend verwiesen.
- Final Report on GL on Loan Origination and Monitoring [EBA/GL/2020/06 (29/05/2020)]. Er besagt, dass die Institute insbesondere mit den ESG-Faktoren (Environmental, Social and Governance) verbundene Risiken in ihre Strategien für die Kreditrisikoneigung und das Kreditrisikomanagement sowie in ihre Strategien und Verfahren für das Kreditrisiko aufnehmen sollen. Außerdem sollen sie qualitative und quantitative Ziele fixieren, um die Vergabe ökologisch nachhaltiger Kredite zu fördern. Die mit ESG-Faktoren verbundenen Risiken des Kreditnehmers sollen Eingang bei der Kreditvergabeentscheidung finden.
- ECB Banking Supervision’s Approach to Climate Risks (17.06.2020). Die EZB verweist hierin auf die Parallelität mit der Covid-19 Pandemie. Der volkswirtschaftliche Schock kam massiv und unerwartet. Er macht deutlich, wie wichtig ein widerstandsfähiges funktionierendes Bankensystem in einer von Unsicherheit geprägten Welt ist. Die gesamte Welt sollte sich mit den Folgen des Klimawandels auseinandersetzen und sich vorbereiten, das Finanzsystem eingeschlossen. Denn dass es hier zu Veränderungen kommt, steht mittlerweile außer Frage.
Rund 15 Prozent der signifikanten Kreditausreichungen der Institute betreffen besonders CO2-intensive Firmenkunden, und der abrupte Umbau zu einer „Low-Carbon-Wirtschaft“ würde massive Konsequenzen für klimasensitive Wirtschaftsbereiche haben. Dies würde zu Verlusten im Bankensystem führen, die um bis zu 60 Prozent höher ausfielen als Verluste bei einem milderen Basisszenario. Ein Stresstest zu den Transitionsrisiken, der in den Niederlanden durchgeführt wurde, ergab ein Abschmelzen der Kernkapitalquote (CET1) um rund 4 Prozent.
Schließlich fordert die EZB dazu auf, jetzt sehr viel stärker in mehrperiodischen Szenarien zu denken. Sie kehrt dabei bewusst vor der eigenen Tür. Denn wie das Risikomanagement der Banken schaut auch die Aufsicht zumeist nur auf einen Planungshorizont von einem Jahr. Zudem gilt es der EZB zufolge, Klimarisiken in den Kreditzins einzupreisen. […]
Nachhaltige Bewertung von Investitionsobjekten
ESG: Greenwashing vermeiden
Veröffentlicht in: die bank 01/2021
Sustainable Banking
Nachhaltigkeit ist aus der Branche Banking nicht mehr wegzudenken. Treiber sind zum einen die Initiativen von Gesetzgebern und Regulatoren. Aber auch Kunden stellen vermehrt nachhaltige, umweltfreundliche und klimaschonende Aspekte in den Mittelpunkt ihrer Finanzentscheidungen. Um den langfristigen ökonomischen Erfolg zu sichern sowie die regulatorischen Hürden zu meistern, müssen Banken frühzeitig ihre Geschäftstätigkeit auf Nachhaltigkeitsziele ausrichten und fit sein für den Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken.
Wie sieht die optimale Vorbereitung auf eine nachhaltige Zukunft in der Branche Banking aus? Dieser Frage gehen wir in unserer Serie Sustainable Banking auf den Grund. Mehr Informationen zu diesem Zukunftsthema finden Sie auf unserer Webseite.
Sie müssen sich anmelden, um einen Kommentar zu schreiben.