Nachhaltigkeit und Kreditvergabe – die Anforderungen steigen
Die BaFin hat ein Merkblatt zur Nachhaltigkeit herausgebracht. Von den Instituten wird u.a. verlangt, zu überprüfen, ob und wie Nachhaltigkeitsrisiken in die bestehenden Prozesse zur Kreditvergabe integriert werden müssen oder eigene Prozesse benötigt werden.
In dieser Collection enthalten:
Collection öffnenNeuerungen in Phase V der NGFS-Klimaszenarien und deren Auswirkungen im Finanzsektor
Studie Sustainable Banking 2024: Fortschritte und Handlungsbedarf der Institute auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit
REBAECA - Die neue Beurteilung der Umweltwirkung von Krediten im Retail Banking
Sustainable Banking - Studie 2024
jPowerMonitor Cloud-Toolkit
Transitionspläne und -strategien für den Bankensektor
Green IT: Benchmarking zur Beurteilung von Energie- und CO₂-Effizienz
ESG-Reporting und -Offenlegung: Nachhaltigkeit in Aktion
Nachhaltigkeit im Kreditgeschäft: Die Relevanz von ESG-Kriterien und einer strategischen Ausrichtung
Biodiversität: Ein unterschätztes Risiko für den Finanzsektor
BaFin-Merkblatt zur Nachhaltigkeit – Fokus auf Risikomanagement
Das BaFin-Merkblatt zur Nachhaltigkeit widmet sich insbesondere dem Risikomanagement und fordert in Ziffer 5.2 (Prozesse), es sollte geprüft werden, ob und wie Nachhaltigkeitsrisiken in die bestehenden Prozesse zur Kreditvergabe integriert werden oder hierzu eigene Prozesse benötigt werden. Institute benötigen künftig jedenfalls Ausschlusskriterien bei der Kreditvergabe, etwa wenn der Kreditnehmer eine zu hohe Quote fossiler Brennstoffe beim Energieverbrauch aufweist.
Erheblicher Anpassungsbedarf besteht bei den klassischen Ratingverfahren. Hier gilt es, ESG-Faktoren in die Risikoklassifizierungsverfahren einzubauen und bei Kreditvergabeentscheidungen im Firmen- und Geschäftskundenbereich auch die Zugehörigkeit zu emissionsintensiven Wirtschaftssektoren zu berücksichtigen. Bestehen hier hohe Nachhaltigkeitsrisiken, so sollte die Kreditvergabe unterbleiben (siehe Ausschlusskriterien) oder es sollte wegen des erhöhten Ausfallrisikos die Adressrisikoprämie als Bestandteil des Kreditzinssatzes erhöht werden.
Bewertung von Sicherheiten
Betroffen ist aber auch die Bewertung der Sicherheiten. Gemäß Ziffer 207 der EBA/GL/2020/06 („Loan Origination and Monitoring”) sollten die Institute die als Sicherheit dienenden Immobilien und beweglichen Vermögenswerte nach geltenden internationalen Standards bewerten, z.B. den Standards des International Valuation Standards Council (IVSC).
Im Oktober 2020 hatte das IVSC eine Konsultation u.a. zur Berücksichtigung von ESG-Faktoren (Environmental, Social and Governance) vorgelegt.1 Das Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V. (IDW) hatte Mitte Januar 2021 aus der Sicht des deutschen Berufsstands hierzu Position bezogen. U.a. betont das IDW, dass ESG-Faktoren als wesentliche Werttreiber integraler Bestandteil bei der Unternehmensbewertung sein müssen:
ESG stands for factors that have the ability to - depending on the respective factor - massively impact the value of the business, which is to be valued. Hence, we see the necessity to incorporate ESG factors as an integral part of the “normal” business enterprise valuation since these factors are increasingly becoming relevant value drivers.
Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V.
Gemäß Ziffer 208 der erwähnten EBA-Guidelines sind die ESG-Faktoren mit Einfluss auf den Wert der Sicherheiten zu berücksichtigen. Dies betrifft den vielzitierten CO2-Fußabdruck also z.B. die Energieeffizienz von Gebäuden.
Damit stellt sich der Kreditvergabeprozess unter Nachhaltigkeitsaspekten wie folgt dar:
Abbildung: Kreditvergabe mit ESG-Faktoren
Zu Neuerungen führen damit die Erweiterung der Ausschlusskriterium um die Wirkungen der ESG-Faktoren, die Modifikation der Ratingeinstufung mit Auswirkungen auf die Ausfallwahrscheinlichkeit (PD) und die erweiterte Bewertung der Sicherheiten sowie die damit verbundene Modifikation der Verlustquote (LGD). Bei der Bewertung ist wie oben skizziert den Standards des International Valuation Standards Council (IVSC) Rechnung zu tragen.
Wenn Sie sich mit dem Thema beschäftigen und mit uns diskutieren möchten, freuen wir uns auf den Kontakt.
Quellen
Sustainable Banking
Nachhaltigkeit ist aus der Branche Banking nicht mehr wegzudenken. Treiber sind zum einen die Initiativen von Gesetzgebern und Regulatoren. Aber auch Kunden stellen vermehrt nachhaltige, umweltfreundliche und klimaschonende Aspekte in den Mittelpunkt ihrer Finanzentscheidungen. Um den langfristigen ökonomischen Erfolg zu sichern sowie die regulatorischen Hürden zu meistern, müssen Banken frühzeitig ihre Geschäftstätigkeit auf Nachhaltigkeitsziele ausrichten und fit sein für den Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken.
Wie sieht die optimale Vorbereitung auf eine nachhaltige Zukunft in der Branche Banking aus? Dieser Frage gehen wir in unserer Serie Sustainable Banking auf den Grund. Mehr Informationen zu diesem Zukunftsthema finden Sie auf unserer Webseite.
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