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Zustimmung zum Zwischenbericht des Sustainable Finance Beirats wächst

Die monetäre Einbindung ökologischer Kennzahlen wird immer wichtiger.

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Klimastresstest

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Das Coronavirus hat die Welt unerwartet und schnell quasi „auf den Kopf gestellt“. Der bevorstehende Klimawandel wird gleichermaßen massiv disruptiv wirken, jedoch mit dem entscheidenden Unterschied, dass infolge der Klippeneffekte keine Hoffnung mehr auf eine Besserung bestünde – Medikamente und Impfstoffe gibt es nicht, um in der Analogie zu bleiben.1

Auswirkungen des Klimawandels

Mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 29 Grad könnten im Jahr 2070 rund 3,5 Milliarden Menschen konfrontiert sein, die ohne wirksame Reduktion der Treibhausgase unter dieser unerträglichen Hitze leiden würden. Diese Temperatur liegt weit außerhalb der Klimanische, die die Menschheit seit gut 6000 Jahren gewohnt ist.  Da eine Anpassung an dieses Temperaturlevel kaum möglich ist, sind massive Völkerwanderungen zu erwarten.1

Lösungsvorschläge zu mehr Nachhaltigkeit

Um ein derartiges Desaster für die künftigen Generationen zu verhindern, gibt es zahlreiche Vorschläge. Aus wirtschaftlicher Sicht betrachtet muss unser marktwirtschaftlichen System unter Nachhaltigkeitsaspekten schnellstmöglich dazu kommen, dass die Preise der produzierten Güter die gesamte Wertschöpfungskette bis hin zu den möglicherweise erst weit in der Zukunft anfallenden Entsorgung-​ und Recyclingkosten abbilden („life-​cycle-costing“).

Diese Forderung ist wahrlich nicht neu, aber sie wird nunmehr massiv vom Sustainable Finance Beirat der Bundesregierung unterstützt.2 Uneingeschränkt befürwortet wird sie auch vom eigentlich eher konservativ geprägten Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW), das sich erfreulich unmissverständlich für eine integrierte Berichterstattung der EU-​Unternehmen einsetzt. In der Tat werden finanzielle und nichtfinanzielle Informationen derzeit nahezu unverbunden und ohne gemeinsame monetäre Basis dargestellt.3

Konsequenterweise müssen Nachhaltigkeitskennzahlen deshalb in monetäre Größen transformiert werden. Beispiel: CO2-​Fußabdruck – es genügt nicht, nur die Emission selbst darzustellen. (Leider heute erst einmal noch) Visionär formuliert, entstünde eine „Gesamterfolgsrechnung“, die nicht nur den aktuellen operativen Erfolg abbildet, sondern auch den Zukunftserfolg umfassend misst. Das IDW unterstützt daher auch die Value Balancing Alliance (VBA), die explizit einen solchen Ansatz verfolgt.

Für die Bankwirtschaft ist dies ebenfalls eine wichtige Botschaft. Wertpapieranlageentscheidungen der Kunden sind immer enger mit der Forderung nach „Green Investments“ verbunden – ohne aussagefähige Gesamterfolgsrechnung bleibt es bei der Gefahr, dass Bank wie Kunde dem „Green Washing“ ausgeliefert sind. Ähnliches gilt für Kreditvergabeentscheidungen: hier muss die Bank letztlich das Geschäftsmodell des Kreditnehmers beurteilen. Ohne monetäre Einbindung ökologischer Kennzahlen verlieren die bestehenden Ratingsysteme perspektivisch betrachtet ihre Fähigkeit, zutreffende Bonitätsbeurteilungen vorzunehmen.

Hierzu sei ein Wort in eigener Sache erlaubt.

Gemeinsam mit Fraunhofer Institut für Bauphysik (IBP) treiben wir die Transformation der ökologischen Kennzahlen in monetäre Größen voran: die Bonitätsbeurteilung und die Bewertung von Sicherheiten, v.a. Immobilien seien genannt, verbessern sich markant. Über die weiteren Entwicklungen und Ergebnisse der Kooperation werden wir berichten.

Sustainable Banking, ESG-Risiken, Nachhaltigkeit

Sustainable Banking

Nachhaltigkeit ist aus der Branche Banking nicht mehr wegzudenken. Treiber sind zum einen die Initiativen von Gesetzgebern und Regulatoren. Aber auch Kunden stellen vermehrt nachhaltige, umweltfreundliche und klimaschonende Aspekte in den Mittelpunkt ihrer Finanzentscheidungen. Um den langfristigen ökonomischen Erfolg zu sichern sowie die regulatorischen Hürden zu meistern, müssen Banken frühzeitig ihre Geschäftstätigkeit auf Nachhaltigkeitsziele ausrichten und fit sein für den Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken.

Wie sieht die optimale Vorbereitung auf eine nachhaltige Zukunft in der Branche Banking aus? Dieser Frage gehen wir in unserer Serie Sustainable Banking auf den Grund. Mehr Informationen zu diesem Zukunftsthema finden Sie auf unserer Webseite.

Quellen
Konrad Wimmer

Prof. Dr. Konrad Wimmer

ist promovierter Diplom-Kaufmann und bei msg for banking für die strategische Themenentwicklung verantwortlich. Sein Fokus liegt auf den Themen Sustainable Finance, Bankcontrolling, Finanzmathematik, Geschäftsfeldsteuerung, wertorientierte Vertriebssteuerung und Risikomanagement. Er berät Banken zu diesen Themen und ist erfahrener Referent und Autor.

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