FIDA & Open Finance – Vom Überblick zur Anwendung: Zwei Use Cases im Fokus
In der Financial-Data-Access(FIDA)-Regulierung hat die EU den Rahmen für den Zugang zu Finanzdaten festgelegt. Damit geht sie einen weiteren Schritt von Open Banking zu Open Finance, denn die Verordnung ermöglicht den Zugang zu einem breiten Spektrum an Finanz- und Kundendaten, die von Banken, Versicherern oder Vermögensverwaltern gehalten werden. Dieser Beitrag vermittelt einen kompakten Überblick zu FIDA & Open Finance, von der strategischen Einordnung über die organisatorische Vorbereitung bis hin zu praxisnahen Use Cases - strukturiert entlang zentraler Handlungsfelder.

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FIDA & Open Finance – Vom Überblick zur Anwendung
Zwei Use Cases im Fokus
Die Financial-Data-Access(FIDA)-Regulierung bringt Bewegung in den europäischen Finanzmarkt. Sie überträgt den Grundgedanken von Open Banking auf ein breiteres Spektrum an Finanzdaten – von Versicherungs- über Renten- bis hin zu Investments- und Kreditdaten von Retail-Kunden sowie kleinen und mittleren Unternehmen (KMU).
Für Banken, Versicherer und andere Finanzdienstleister bedeutet dies: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt zum Handeln!
Mit den Chancen und Möglichkeiten der FIDA kommen auch einige Herausforderungen auf die Marktteilnehmer zu. Darum sollten Banken diese komplexe Regulatorik strukturiert angehen und beispielsweise eine Governance für ein FIDA-Programm definieren, die strategische Position evaluieren, den technischen und fachlichen Impact analysieren und darauf aufbauend konkrete Handlungsschritte entwickeln.
Doch nicht nur die Herausforderungen sind groß – auch das Potenzial, das die EU-Verordnung mit sich bringt, ist enorm! Mit der großen Erweiterung des Datenspektrums öffnen sich Möglichkeiten für vielfältige innovative Prozesse und Services.
Use Cases – strukturiert denken, gezielt umsetzen
Die Chancen und das bankenspezifische Potenzial der FIDA lassen sich nur über die Identifikation möglicher Use Cases bestimmen. Für eine realistische Einschätzung dieser Use Cases sind diverse fachliche als auch technische Aspekte zu berücksichtigen. Dabei hilft es, die identifizierten Use Cases anhand von vorher definierten Kriterien zu kategorisieren und zu bewerten.
Beispielhaft hilft die Anwendung der unten genannten Dimensionen dabei, bankspezifische Potenziale systematisch zu identifizieren und die strategische Position zu schärfen:
- Servicekategorie – Prozessoptimierung vs. Anwendungsservice:
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- Beispiel Prozessoptimierung: Know-your-Customer(KYC)-Optimierung
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- Beispiel Anwendungsservice: Kreditrisikomanagement
- Endnutzen – Kundennutzen/Banknutzen:
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- Verbesserung der Transparenz über finanzielle Situation
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- Geschäftsgenerierung für Banken
- Datengrundlage – wenige vs. viele FIDA-Daten:
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- Welche FIDA-Daten werden genutzt?
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- Wie können sie durch interne Daten ergänzt werden?
- Technische Komplexität – niedrig vs. hoch:
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- Werden neben der Anbindung der FIDA-APIs weitere Technologien verwendet, beispielsweise künstliche Intelligenz?
- Marktpositionierung: Common vs. USP
- Personalisierungsgrad
Anhand dieser Kategorien können Bewertungen betreffend des benötigten Skill Setups, der Make-or-buy-Entscheidung und des Kosten-/Nutzen-Verhältnisses vorgenommen werden. Dies bietet eine solide Grundlage für die Entwicklung von Use Cases – unabhängig davon, ob der Fokus auf Effizienzsteigerung, neuen Ertragsmodellen oder einem besseren Kundenerlebnis liegt. Real anwendbare Use Cases sind am besten geeignet, um den Mehrwert der FIDA zu zeigen. Im Folgenden stellen wir zwei von uns erstellte Use Cases vor und erläutern sie kurz.
Use Case 1: Der Kreditantragsprozess neu gedacht
Use Cases 1 zeigt, wie FIDA den klassischen Kreditantragsprozess transformieren kann – sowohl für Banken als auch für Kunden.
Die Herausforderung
Kreditrechner und Antragsstrecken werden häufig abgebrochen. Der Grund dafür ist, dass die Kunden ihre Finanzdaten über ihre Finanzprodukte von unterschiedlichen Finanzdienstleistern beziehen und die Dateneingabe manuell von ihnen durchgeführt werden muss. Für die Bank ist es schwierig, dieses Produkt kundenindividuell zu bewerben.
Die Lösung
FIDA ermöglicht – mit Zustimmung des Kunden – den Zugang zu dessen Finanzdaten, wie etwa laufende Krediten, Investments oder Versicherungen. Das geht weit über die Kontoinformations- und Transaktionsdaten hinaus, die aktuell im Rahmen der PSD2 zur Verfügung gestellt werden.
Die durch die FIDA zur Verarbeitung freigegebenen Daten können direkt aus den verschiedenen Quellen über eine standardisierte API abgerufen und mit minimalem Nutzeraufwand sicher und fehlerfrei in den Kreditantragsprozess integriert werden.
Die Bank kann dem Kunden auf Basis dieser Daten ein individuelles Kreditangebot aufbereiten – und die Daten möglicherweise direkt in die Antragsstrecke übernehmen.

Abbildung 1: Use Case Kreditantragsprozess
Der Mehrwert
Die Bank erhält ein vollständigeres Bild der finanziellen Situation des Kunden und kann somit die Risikobewertung präzisieren und ihr Kreditangebot optimieren.
Durch die verbesserte Usability des Kreditantragsprozesses wird nicht nur die Kundenbindung erhöht, sondern auch zu einer erhöhten Abschlussquote.
Use Case 2: Personalisierte Premium-Services
Der zweite Use Cases zeigt, wie FIDA die Grundlage für neue, datengetriebene Services schafft – mit echtem Mehrwert für Kunden und neuen Erlöspotenzialen für Anbieter.
Die Herausforderung
Viele Banken bieten im Retail-Bereich standardisierte Produkte an, die jedoch nicht auf die individuelle Lebenssituation der Kunden zugeschnitten sind. Eine weitere Herausforderung ist, dass Kunden in Deutschlad – anders als beispielsweise in Italien – nicht bereit sind, für die Kontoführung (insbesondere Überweisungen, Onlinebanking) eine finanzielle Gegenleistung zu erbringen. Somit sind die Ertragsmöglichkeiten im Retail-Banking auf die „klassischen“ Bankprodukte beschränkt.
Die Lösung
Ein „Financial Home“ aggregiert bankübergreifend alle Finanzdaten eines Kunden – von Konten über Kredite und Investitionen bis hin zu Versicherungen. Auf den vorher unzugänglichen Daten aufbauend können Banken nun Premium-Services entwickeln, die genau auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind.
Für solche Premium Services, die Kunden einen Mehrwert im Vergleich zu den als selbstverständlich angesehenen Grundservices bieten, ist eine Bereitschaft vorhanden, weitergehende Daten freizugeben und eine finanzielle Gegenleistung zu erbringen. Letzteres lässt sich gut durch vorhandene Kontomodelle mit abgestuften Mehrwertservices am Markt zeigen, die bis zu 50 € pro Monat kosten.
Um dies zu illustrieren haben wir den Use Case des Kredit-Weckers entwickelt:
Für eine geringe monatliche Gebühr wird regelmäßig und automatisiert überprüft, ob die Konditionen der unterschiedlichen hauseigenen und über die FIDA-Schnittstelle eingebunden Kredite eines Kunden für eine Aggregation und Umschuldung geeignet sind.
Sobald die Hausbank ein Angebot mit günstigeren Konditionen im Vergleich zu den extern laufenden vorlegen kann, wird der Kunde automatisch darüber informiert – und kann im Idealfall direkt auf die digitale Antragsstrecke springen. Hierdurch kann die Hausbank die bankfremden Kredite ablösen und dem Kunden gleichzeitig einen Zinsvorteil gewähren.

Abbildung 2: Use Case - Personalisierte Premium-Services
Der Mehrwert
Der Kunde profitiert von dem günstigeren, personalisierten Angebot, während die Bank dadurch sowohl einen automatisierten Vertrieb hat als auch durch den umfassenderen Überblick der Finanzdaten ein neues Ertragsmodell anbieten kann.
Diese beiden Beispiele zeigen, wie FIDA konkrete Mehrwerte schaffen kann – und warum es sich lohnt, frühzeitig aktiv zu werden. Sie zeigen außerdem das hohe Potenzial der FIDA-Services und, wie wichtig es ist, frühzeitig aktiv zu werden.
Fazit: Jetzt strategisch handeln
Der Financial-Data-Access ist mehr als ein regulatorischer Meilenstein – es ist eine Chance, die eigene Rolle im Open-Finance-Ökosystem aktiv zu gestalten.
Wer frühzeitig in Technologie, Partnerschaften und Use-Case-Entwicklung investiert, kann sich nicht nur regulatorisch absichern, sondern auch neue Erlösquellen erschließen, eine innovative Servicelandschaft aufbauen und die Kundenzufriedenheit nachhaltig steigern.
Veranstaltungstipp
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FIDA & Open Finance – wir machen Sie stark!
Was bedeutet FIDA konkret für Open Finance und wie können Unternehmen davon profitieren? Unsere Veranstaltungsreihe gibt Antworten.
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