Leseprobe: Banking im Wandel
Unser 100-jähriges Jubiläum und unsere mehr als 100-jährige Erfolgsgeschichte waren für uns Grund genug, unser gebündeltes Expertenwissen in der Banksteuerung in Form einer Jubiläumsschrift herauszugeben: "Banking im Wandel: Banksteuerung und Geschäftsmodelle im Fokus" ist als E-Book für alle gängigen E-Book-Reader verfügbar.
Banking im Wandel
Unsere Jubiläumsschrift „Banking im Wandel“ spannt einen weiten thematischen Bogen, der die historischen Entwicklungen, den Status quo und mögliche Zukunftsperspektiven der Banksteuerung aufzeigt. Während sich Teil 1 der Banksteuerung widmet, zeigt Teil 2 wichtige Zukunftsperspektiven im (digitalisierten) Banking auf. Dabei decken die Autorinnen und Autoren wissenschaftliche wie bankpraktische Fragestellungen aus verschiedenen Perspektiven ab. Inzwischen liegt die zweite, um einen Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit erweiterte, Auflage als E-Book vor. Sie ist für alle gängigen E-Book-Reader im Online-Buchhandel erhältlich.
Unsere Jubiläumsschrift als E-Book
Banking im Wandel: Banksteuerung und Geschäftsmodelle im Fokus | Herausgeber Prof. Dr. Konrad Wimmer, Dr. Frank Schlottmann | 2. erweiterte Auflage | ISBN 978-3-00-067195-1 | Preis: 29,99 Euro
Leseprobe
Sustainable Banking – Die Transformationsaufgabe der Banken und Folgen für ihre Geschäftsmodelle
von Prof. Dr. Konrad Wimmer
Die katastrophalen Folgen des vom Menschen verursachten Klimawandels sind schon heute offensichtlich. Bei der dringend nötigen ökologischen Transformation der Volkswirtschaft kommt der Bankenbranche eine zentrale Bedeutung zu. Die Konsequenzen für die Institute sind sehr weitreichend, da sie insbesondere die Geschäftsmodelle samt der Geschäfts- und Risikostrategie, aber auch das Risikomanagement, die Produkt- und Preispolitik sowie den Außenauftritt und die Offenlegung betreffen. Institute, die hier zögerlich agieren, werden nicht nur mit dem steigenden regulatorischen Druck konfrontiert, sondern verspielen auch die eigene Zukunft. Der Beitrag skizziert die Transformationsaufgabe der Banken und die Folgen für ihre Geschäftsmodelle unter Bezugnahme auf die aktuelle Studie „Sustainable Banking“1.
Banken und ESG-Risiken
Die ESG-Risiken (Environment, Social, Governance) treffen die Institute in doppelter Hinsicht, wie die EBA zurecht betont.2 Erstens wirken die ESG-Risiken auf das Kerngeschäft, da Vertragspartner, insbesondere Firmenkunden, unterschiedlichen physischen und transitorischen Risiken ausgesetzt sind:
- Überflutungen können den zentralen Produktionsstandort eines Firmenkunden gefährden,
- staatliche Regulierung verändert die Produktpolitik gravierend (Plastikproduktion, Dieselmotoren) und
- die Kundenpräferenzen verschieben sich merklich als Reaktion auf den Klimawandel und die Umweltverschmutzung (Stichwort Billigfleisch).
Zweitens entscheiden die Institute mit ihrer Kreditvergabe maßgeblich darüber, welche Investitionen finanziert werden.3 Das zeigt: Der Umbau der Volkswirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit ist in einem hohen Maß mit der Kreditpolitik der Bankwirtschaft verknüpft. Die Anlageseite ist kunden- und bankenseitig gleichermaßen tangiert. Schon länger boomt die Nachfrage nach Green Bonds und Green ETFs, verbunden mit der zentralen Frage, ob der verbriefte Inhalt auch tatsächlich „grün“ ist.
Nachhaltigkeit betrifft die Institute damit keineswegs nur im Außenauftritt – es reicht nicht auf Photovoltaikanlagen auf dem Bankgebäude zu verweisen oder Elektroautos als Dienstwagen zu nutzen. Wie schon angedeutet, wird die Kreditvergabeentscheidung samt Anpassungen im Rating und Pricing besonders betroffen sein.4 Da die einzelnen klassischen Risiken, namentlich die Kreditrisiken, jeweils um Nachhaltigkeitsrisiken ergänzt werden müssen, müssen die Vertriebsprozesse angepasst werden und das Risikomanagement muss die Risikoinventur erweitern. Hoher IT-Aufwand entsteht in der Offenlegung, insbesondere, weil die Ermittlung neuer Kennzahlen, wie die Green-Asset-Ratio (GAR) vorgeschrieben wird. Auch das klassische Geschäftsmodell der Banken wird massiv anzupassen sein. Die etablierten Institute sehen sich einem geänderten Kundenverhalten und einem rasanten Wachstum der Ökobanken gegenüber – in der Geschäftsstrategie muss darauf eine Antwort gegeben werden. Wie die bereits erwähnte Studie belegt, ist der Umbau der Institute zu mehr Nachhaltigkeit – angesichts der zahlreichen Hemmnisse, etwa im Personal- und IT-Bereich – in der operativen Umsetzung bisweilen nicht einfach.
Regulierungsmaßnahmen5
Die EU hat am 22.11.2016 die europäische Nachhaltigkeitspolitik skizziert.6 Darin erläutert sie die Umsetzung der Agenda 2030 der UN bzw. die dort verankerten 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung – allgemein als SDG (Sustainable Development Goals) bezeichnet; vgl. Abbildung 1.
Die deutsche Bundesregierung hat am 05.05.2021 eine Strategie für Nachhaltige Finanzierung (Sustainable Finance) beschlossen. Sie zielt darauf ab, die Nachhaltigkeit als ein zentrales Leitmotiv im Finanzsystem zu verankern. Beispielsweise sollen die notwendigen Investitionen für Klimaschutz und Anpassungen an den Klimawandel auch finanziert und Nachhaltigkeitsrisiken in das Risikomanagement der Institute integriert werden. Rund 80 % der Institute befürwortet den Maßnahmenkatalog, insbesondere den avisierten zentralen Zugang für Anlegerinnen und Anleger zu finanziellen und nachhaltigkeitsbezogenen Unternehmensinformationen, die Nachhaltigkeitskennzeichnungen für Verbraucherinnen und Verbraucher (Nachhaltigkeitsampel) und neue Nachhaltigkeitsberichtspflichten für Unternehmen. Die Nachhaltigkeitsampel für an Privatanlegerinnen und -anleger adressierte Finanzprodukte setzt geprüfte Nachhaltigkeitsberichte voraus, die die EU-Offenlegungsverordnung umsetzen. So wird plakativ transparent, wie ernst ein Unternehmen Umweltschutz und Menschenrechte nimmt. Obwohl sich die Kreditwirtschaft meist gegen regulatorische Eingriffe in ihre Produktpolitik wehrt, begrüßt die Hälfte der befragten Institute die Ampellogik.
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Ende der Leseprobe
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Den vollständigen Artikel und diese weiteren interessanten Beiträge aus den Bereichen Banksteuerung und Geschäftsmodelle finden Sie in unserer Jubiläumsschrift „Banking im Wandel“.
Inhaltsverzeichnis
Teil 1: Gesamtbanksteuerung – Rückblick, Status quo, Ausblick auf 2030
- Entwicklungspfade der Bankkalkulation (I): Festzinsgeschäft und referenzzinsgebundene Geschäfte
- Entwicklungspfade der Bankkalkulation (II): Variabel verzinsliches Geschäft
- Entwicklungspfade der Bankkalkulation (III): Expected Cashflows und Optionspreismodelle
- Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch: Rückblick und Ausblick
- Kreditrisikomanagement – von der „neuen“ Risikoart zur ganzheitlichen Steuerung
- Liquiditäts(risiko)management – Was bleibt von der Krise? Möglichkeiten und Grenzen der Risikomessung
- Risikovorsorge – seit Corona und neuer PWB wieder im Fokus
- Künstliche Intelligenz und Predictive Analytics: Nur Schlagworte oder echter Nutzen im Banking?
- Rating, Kreditvergabeentscheidung und Pricing – wie Nachhaltigkeit und Ökobilanzen die Kreditpraxis verändern
- Paretoorientierte Banksteuerung – Heuristiken und KomplexitätsreduktionBankgeschäftliche Prüfungen – The past, the present, the future
Teil 2: Zukunftsperspektiven im (digitalisierten) Banking
- Banken 2030: Geschäftsmodelle nach Corona
- Autobanken – Bleibt das Geschäftsmodell hochprofitabel?
- Sustainable Banking – Die Transformationsaufgabe der Banken und Folgen für ihre Geschäftsmodelle
- Ökobanken – Nische oder DAS Geschäftsmodell der Zukunft?
- Payments als Beschleuniger der Digitalisierung
- Platform Driven Ecosystems. Neue Paradigmen in der Banksteuerung
- Digitalisierung der Bankprozesse – Schlüssel zu neuen Wertschöpfungsmodellen
Autorenverzeichnis (Auszug)
- Rainer Alfes (Executive Business Consultant, msg GillardonBSM)
- Dr. Thomas Dietz (Leiter des Referats Bankgeschäftliche Prüfungen, Deutschen Bundesbank)
- Prof. Dr. Manuela Ender (Executive Business Consultant, msg GillardonBSM AG, Professorin an der Fachhochschule Salzburg)
- Michael Endmann (Direktor Gesamtbanksteuerung, Stadtsparkasse München).
- Dr. Robert Ilg (Diplom-Ingenieur, Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP)
- Thomas Jorberg (Vorstandssprecher, GLS Bank)
- Andreas Mach (Leiter Business Consulting, msg GillardonBSM AG)
- Markus Nenninger (Leiter Payments Consulting, msg GillardonBSM AG)
- Prof. Dr. Hans-Gert Penzel (Professor an der Universität Regensburg)
- Prof. Dr. Andreas Pfingsten (Universitätsprofessor an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster)
- Dr. Frank Schlottmann (msg GillardonBSM AG)
- Prof. Dr.-Ing. Klaus Peter Sedlbauer (Professor an der Technischen Universität München (TUM), Leiter des Fraunhofer-Institut für Bauphysik)
- Prof. Dr. Frank Stenner (Honorarprofessor und Lehrbeauftragter an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) Nürtingen-Geislingen)
- Johannes Willkomm (Vorstand, msg GillardonBSM AG)
- Prof. Dr. Konrad Wimmer (Leiter strategische Themenentwicklung, msg GillardonBSM AG)
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