Nachhaltigkeit im Kreditgeschäft: Die Relevanz von ESG-Kriterien und einer strategischen Ausrichtung
Nachhaltigkeit im Kreditgeschäft wird immer wichtiger, denn Kreditinstitute nehmen eine Schlüsselrolle in der ökologischen Transformation ein und müssen ESG-Risiken in ihre Geschäftsstrategie integrieren. Eine nachhaltige strategische Ausrichtung ist entscheidend, um langfristig Marktanteile zu sichern, neue zu gewinnen und Risiken zu managen.
In dieser Collection enthalten:
Collection öffnenNeuerungen in Phase V der NGFS-Klimaszenarien und deren Auswirkungen im Finanzsektor
Studie Sustainable Banking 2024: Fortschritte und Handlungsbedarf der Institute auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit
REBAECA - Die neue Beurteilung der Umweltwirkung von Krediten im Retail Banking
Sustainable Banking - Studie 2024
jPowerMonitor Cloud-Toolkit
Transitionspläne und -strategien für den Bankensektor
Green IT: Benchmarking zur Beurteilung von Energie- und CO₂-Effizienz
ESG-Reporting und -Offenlegung: Nachhaltigkeit in Aktion
Biodiversität: Ein unterschätztes Risiko für den Finanzsektor
Die Relevanz von Nachhaltigkeit im Kreditgeschäft
Während Kreditinstitute in den vergangenen Jahrzehnten ihre Geschäftsstrategie im Zuge einer jährlichen Strategietagung oder im Zuge einer möglichen Verfehlung der Unternehmensvision validiert und überarbeitet haben, sind sie heute – nicht zuletzt aufgrund der regulatorischen Notwendigkeit, sondern auch aufgrund der Transformation zu einem nachhaltigen Wirtschaftssystem – zu Ableitungen von (Teil-)Strategien gezwungen.
Ausgehend von der allgegenwärtigen Nachhaltigkeitsdebatte setzen sich Finanzunternehmen vermehrt mit einer nachhaltigen Geschäftsstrategie auseinander. Die Gründe hierfür sind vielfältig.
So fordern immer mehr Verbraucher verstärkt Nachhaltigkeit im Kreditgeschäft durch nachhaltige Geschäftsmodelle und/oder nachhaltige Finanzprodukte. Andererseits sollen Banken durch die Kreditbereitstellung eine aktive Rolle im Kontext der ökologischen Transformation gemäß der EU übernehmen.
Aufgrund der Komplexität sowie der Verzahnung der Geschäftsbereiche bedarf es einer Analyse der nachhaltigen strategischen Ausrichtung entlang sämtlicher Kernprozesse beziehungsweise Kernbereiche, sowie gegebenenfalls einer kompletten strategischen Neuausrichtung am Markt.
Beispielhafte Aufbauorganisation eines Kreditinstituts:
Ausgehend von der 7. MaRisk-Novelle sowie den „EBA-Guideline guidelines on loan origination and monitoring“ sowie der Konsultation der „EBA-Guidelines on the management of ESG risks“ müssen Kreditinstitute ESG-Risiken in die Geschäftsstrategie implementieren.
Folglich bietet sich aus Bankensicht eine Ableitung einer Geschäftsstrategie mit ESG-Fokus an: um langfristig vorhandene Marktanteile mittels geschärftem Unternehmensprofil zu behaupten, durch eine klare Fokussierung neue Marktanteile zu gewinnen oder um vorhandene beziehungsweise daraus resultierende Risiken zu steuern.
ESG-Risikomanagement
Die EBA-Leitlinien formulieren Mindeststandards bzw. Referenzmethoden zur Integration von ESG-Risiken in Finanzinstitute.
Die Rolle einer nachhaltigen Kreditvergabe zur ökologischen Transformation
Folglich bedarf es für mehr Nachhaltigkeit im Kreditgeschäft der Ableitung konkreter Transformationsziele sowie strategischer Maßnahmen zur Steuerung von nachhaltigen Krediten. Neben der regulatorischen Notwendigkeit sollten Kreditinstitute diesen Anlass als Chance wahrnehmen, um langfristiges Wachstum sicherzustellen.
Berücksichtigung von ESG erfordert eine konkrete Ausrichtung des Instituts
Kreditinstitute müssen also entscheiden, welche Projekte und Unternehmen finanziert werden. Folglich definiert die nachhaltige Geschäftsstrategie die Kapitalallokation. Unter anderem werden Fragen hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells des zu finanzierenden Unternehmens oder auch, welche Informationen die Banken benötigen, um das nachhaltige Engagement zu bewerten, aufgeworfen.
Innerhalb dieser Leitplanken sind etwaige Branchen zu fokussieren beziehungsweise auszuschließen. Dahingehend, dass der Branchenausschluss seitens der BaFin als Risikosteuerungsinstrument nicht gewünscht und betriebswirtschaftlich für viele Banken und Sparkassen nur bedingt sinnvoll ist, bedarf es hier der detaillierten Ableitung von Kreditvergabeanforderungen.
Gleichwohl ist die Beantwortung von Pricing-Fragen zur Sicherstellung einer ESG-adjustierten Bepreisung notwendig. Darauf aufbauend ist es erforderlich, interne Richtlinien zur Kapitalallokation aufzustellen und sich eigene nachhaltige Ziele zu setzen.
Um die nachhaltige Entwicklung innerhalb der Gesellschaft und Wirtschaft voranzutreiben, ist es von Bedeutung, den Fokus auch auf neue beziehungsweise transformierte Geschäftsmodelle zu richten, die sich der Bekämpfung des Klimawandels verschrieben haben und somit einen maßgeblichen Beitrag leisten.
Eine konstante Auseinandersetzung mit Trends und Innovationen spielt somit eine signifikante Rolle. Andererseits stehen nicht-nachhaltige Geschäftsmodelle vor der zukünftigen Herausforderung einer erschwerten Kapitalaufnahme.
Grundsätzlich ist es sowohl für Banken als auch für alle anderen Unternehmen notwendig, das jeweilige Geschäftsmodell zu überdenken und dieses schließlich für die Zukunft widerstandsfähig zu machen. Banken können durch ihre Erfahrung und ihr Wissen Unternehmen bei der Transformation unterstützen, beraten und geeignete Finanzierungen anbieten.
Nachhaltige Ausrichtung entlang der kompletten Aufbauorganisation
Die Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen und Einstellung qualifizierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter scheint aus Sicht der Kreditinstitute unumgänglich. Ungeachtet der Tatsache, dass Nachhaltigkeit im Bewusstsein der Gesellschaft inzwischen ein relevantes Thema ist, gibt es bisher nur wenige Spezialisten.
Als direkter Kontaktpunkt müssen die kundenverantwortlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen umfassend geschult werden. Denn nur so können sie die Herausforderungen und Bedürfnisse ihrer Kunden, die sich bei der Betrachtung der ESG-Kriterien ergeben, verstehen und so Vertrauen aufbauen, um anschließend gemeinsam mit den Kunden Lösungen zu entwickeln.
Zum aktuellen Zeitpunkt haben viele Institute bereits ein Nachhaltigkeitsmanagement, einen Nachhaltigkeitsbeauftragen oder gar ein Sustainable Finance Department etabliert. Damit ist zwar der Anfang in den Instituten gemacht, allerdings betrifft Nachhaltigkeit jeden Bereich. Das kann dazu führen, dass die Grenzen der Verantwortlichkeiten verschwimmen.
Dementsprechend muss festgelegt werden, in wessen Kompetenz das Thema Nachhaltigkeit organisatorisch liegt. Zudem wird der Kooperation zwischen den verschiedenen Bereichen eine besondere Rolle zugeschrieben, da diverse Schnittstellen zu berücksichtigen sind.
Nicht zuletzt durch die thematische Relevanz, sondern auch aufgrund der aufsichtlichen Vorgaben aus der MaRisk sowie der Konsultation der EBA-Guidelines zum ESG-Riskmanagement sowie die EBA Guidelines on loan organisation müssen sich Institute zwingend mit Nachhaltigkeit in ihrer Strategie, der Aufbauorganisation und der Operationalisierung der Geschäftsprozesse auseinandersetzen.
Im Zuge der Operationalisierung ist vorrangig die Definition der Ziele und des strategischen Rahmens essenziell. Damit sämtliche relevanten Aspekte rund um eine langfristige ökologische Transformation aus Bankensicht gelingt, bedarf es dem Setzen eines strategischen Rahmens, der die wesentlichen Maßnahmen entlang der Geschäftsstrategie fixiert.
Fazit & Ausblick
Wie die Vielzahl an Herausforderungen zeigt, ergeben sich aufgrund der Verzahnung der Geschäftsbereiche diverse Ansatzpunkte, die im Kontext einer nachhaltigen Transformation zu berücksichtigen sind.
Um mehr Nachhaltigkeit im Kreditgeschäft stringent und effizient umzusetzen, ist eine konsequente Ist-Analyse erforderlich, die – zur Definition einer Unternehmensvision – auf einem langfristigen Zielbild fußt. Innerhalb dieses Kontexts muss insbesondere das Ambitionsniveau geschäft und die Ziele dahingehend ausgerichtet werden.
Ein Baustein zur erfolgreichen Umsetzung stellt hierbei das Einbeziehen diverser Stakeholder entlang der hierarchischen Dimension dar, um ein Commitment der Belegschaft sicherzustellen.
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