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Transitionspläne und -strategien für den Bankensektor

Transitionspläne sind ein Kernstück der Nachhaltigkeitsstrategien und ein wichtiges Instrument für ein vorausschauendes Management von Transitionsrisiken. Sie dokumentieren Maßnahmen, die eine Organisation ergreifen muss, um sich auf eine 1,5°-C-Welt einzustellen - mit entsprechenden kurzfristigen bis langfristigen Zielsetzungen.

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ExtremWetterKongress 2024

Der diesjährige ExtremWetterKogress am 25. und 26. September 2024 brachte erneut dringliche Botschaften hervor: Laut einem Faktenpapier des Deutschen Wetterdienstes (DWD) war 2023 das bisher wärmste Jahr, der Zeitraum von Juli 2023 bis Juni 2024 der niederschlagsreichste seit Beginn der Auswertung im Jahr 1881. Das jüngste Jahrzehnt liegt bereits 2,3 Grad über dem langjährigen Mittel 1881-1910 – Deutschland erwärmt sich dabei sogar schneller als der globale Durchschnitt.

Es ist davon auszugehen, dass die globale Erwärmung in den kommenden Jahrzehnten anhalten und sich damit verschärfen wird, mit einem deutlichen Anstieg extrem hoher Temperaturen und im Zuge dessen auch anderer extremer Wetterereignisse.

Klimastrategie und Transitionspläne

Eine effektive Klimastrategie und ihre konkrete Umsetzung ist eine wichtige Voraussetzung für die Dekarbonisierung von Volkswirtschaften, aber auch für die Positionierung von Finanzinstituten am Markt. Als Transformationsfinanzierer kommt dem Finanzsektor eine besondere Steuerungsfunktion im Hinblick auf die Dekarbonisierung zu.

Mit Inkrafttreten der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) werden dazu messbare Ziele und konkrete Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele zur gesetzlichen Pflicht. Die Berichtspflichten sind in den zugehörigen European Sustainability Reporting Standards (ESRS) beschrieben.

Ergibt die doppelte Wesentlichkeitsanalyse, dass Klimaschutz für das eigene Finanzinstitut wesentlich ist – dies wird bei der überwiegenden Mehrheit der Fall sein –, muss das Finanzinstitut gemäß den in ESRS E1 (Klima) beschriebenen Anforderungen berichten. Die beiden ESRS Standards E1-1 „Übergangsplan für den Klimaschutz“ und E1-4 „Ziele Klimaschutz und Anpassung Klimawandel“ geben vor, dass Strategie und Geschäftsmodell auf 1,5° C (über dem vorindustriellen Niveau) und Klimaneutralität im Jahr 2050 ausgerichtet sein sollen.

Neben der CSRD gibt es weitere regulatorische Anforderungen an die Transitionsplanung aus der CRR ESG-Offenlegung, der CSDDD, dem Entwurf der EBA-Leitlinien zum ESG-Risikomanagement sowie der CRD VI.

Transitionspläne sind ein Kernstück der Nachhaltigkeitsstrategien und ein wichtiges Instrument für ein vorausschauendes Management von Transitionsrisiken. Sie dokumentieren Maßnahmen, die eine Organisation ergreifen muss, um sich auf eine 1,5°-C-Welt einzustellen, mit entsprechenden kurzfristigen bis langfristigen Zielsetzungen. In der Regel werden diese in die bestehenden Unterlagen eines Finanzinstituts integriert – Finanzbericht, Nachhaltigkeitsbericht und allgemeine Geschäftsstrategie – und bieten somit einen Mechanismus zur Rechenschaftslegung.

Durch die Identifizierung der Dekarbonisierungspfade und -hebel sowie das Aufzeigen geplanter Maßnahmen sollten die Einhaltung des Pariser Abkommens und die eigenen Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen in Einklang gebracht werden.

Gemeinsam auf dem Weg zu 1,5° C

msg for banking und right° haben eine Partnerschaft geschlossen, um Finanzinstitute bei der Erreichung der 1,5-Grad-Ziele und der Umsetzung nachhaltiger Strategien zu unterstützen. Gemeinsam bieten wir Lösungen für ESG-Compliance, IT-Sicherheit und nachhaltiges Risikomanagement, die den Klimazielen und regulatorischen Anforderungen gerecht werden.

Vorgehensweise Transitionsplanung

Status-quo-Analyse: Carbon Accounting

In einem ersten wichtigen Schritt muss der Status quo durch eine präzise Treibhausgasbilanzierung bewertet werden. Diese sollte gemäß weltweit anerkannter Standards und branchenspezifischer Richtlinien vorgenommen werden. Darauf aufbauend sind die Bereiche mit der größten Wirkung zu identifizieren, um die Ressourcen möglichst effizient und effektiv zu verteilen.

Finanzierte Emissionen (Scope 3 Kategorie 15 nach PCAF-Standard) machen einen Großteil des Emissionsvolumens bei Finanzinstituten aus und stehen daher im Fokus der Treibhausgasbilanzierung. In Anlehnung an die Benchmarks des Net Zero Emissions by 2050 Scenario (NZE) der Internationalen Energieagentur (IEA) liegt der Fokus der Finanzinstitute in der Regel auf der Dekarbonisierung des Kreditportfolios, einschließlich des privaten Hypothekenportfolios.

Ein wichtiger Schritt, um die finanzierten Emissionen messbar zu machen, ist die Erhebung von Daten zu Scope-1- und Scope-2-Emissionen von Geschäftspartnern. Dies kann gegebenenfalls durch den Rückgriff auf externe Datenanbieter, die Analyse von Nachhaltigkeitsberichten und die direkte Kontaktaufnahme erfolgen. Bei Datenlücken könnten zunächst auch sektorale Durchschnittswerte verwendet werden. Um von Schätzungen zu einer hohen Abdeckung tatsächlicher Emissionsdaten zu gelangen, sind Strategien zur Kundeneinbindung erforderlich.

Darüber hinaus sollte die Verteilung der Emissionen im Hinblick auf die Sektoren des Portfolios und Konzentrationen hochintensiver Engagements gegenüber Geschäftspartnern dargestellt werden. Auch die Bewertung der Transitionsstrategien und der Governance von Geschäftspartnern sollte in der Status-quo-Analyse erfolgen, um Transparenz zu schaffen und Unterstützungsmöglichkeiten und Anreize zu identifizieren. Zudem wird die Compliance zur eigenen Strategie sichergestellt.

Auch die Dekarbonisierung des eigenen Betriebs (Scope 1, 2 sowie 3 Kategorie 1-14) sollte trotz geringeren Volumens nicht vernachlässigt werden. Ein wichtiger Hebel liegt vor allem in der Kontrolle des eigenen Energieverbrauchs und der Fahrzeugflotte. Eine zentrale Herausforderung ist dabei die Energieeffizienz der eigenen Immobilien, aber auch die Dekarbonisierung der Lieferkette mit den entsprechenden Hebeln der Ressourcenreduktion und -substitution.

Auf die Status-quo-Analyse folgen die Zielsetzungen

Nach der Ermittlung geeigneter Ausgangswerte können auf Basis der Datenverfügbarkeit und gegebenenfalls externer Benchmarks kurz-, mittel- und langfristige quantitative Ziele für Emissionskategorien festgelegt werden. Szenarioanalysen und die Berechnung des eigenen CO2-Budgets helfen dabei, einen konsistenten und transparenten Dekarbonisierungspfad zu entwerfen, einschließlich der Aufschlüsselung nach Anlageklassen und Sektoren.

Strategieentwicklung und Maßnahmenplanung

Um die festgelegten Emissionsreduktionsziele zu erreichen, werden konkrete Maßnahmen und Umsetzungspläne definiert. Treibhausgaskennzahlen können hierfür in strategische und betriebliche Entscheidungen integriert werden. Auch der Aufbau der Governance durch das Etablieren von Entscheidungsstrukturen und Prozessen zur Umsetzung der eigenen Nachhaltigkeitsstrategien stellt eine wichtige Grundbedingung dar.

Um den Prozess der Ausrichtung des Finanzportfolios auf Emissionsreduzierungen zu erreichen, werden geeignete Portfoliosteuerungs- und Finanzplanungsinstrumente im Zusammenhang mit der Ausrichtung des Dekarbonisierungspfads entwickelt. Dies erfordert geeignete nachhaltige Finanzierungsframeworks und Produktdesign nach anerkannten Qualitätsstandards und -normen, um das Screening grüner und transformativer Vermögenswerte zu begünstigen.

Daraus leiten sich Finanzierungsstrategien ab, seien es grüne Strategien zur Skalierung von Technologien, Transitionsstrategien zur Dekarbonisierung von Geschäftsmodellen oder Exit-Strategien als Ultima Ratio, wenn sich Geschäftspartner nicht auf entsprechende Transitionspfade festlegen. Ein entscheidender Hebel sind dabei die Beratungsprozesse, um die Geschäftspartner auf ihrem Weg angemessen begleiten zu können.

Eng damit verbunden ist auch das Management von Transitionsrisiken, das heißt der Risikoidentifikation, Szenarioanalysen und Stresstests sowie Ziele und Umsetzung hinsichtlich Risikosteuerung, Risikoappetit und Portfoliomonitoring. Dies ermöglicht eine systematische Bewertung der Risiken und Chancen, die mit dem Übergang zur Klimaneutralität verbunden sind.

Nutzbarmachen von Technologien und effektives Datenmanagement zur Strategieumsetzung

Um Transitionspläne zu erstellen, sollten geeignete technologische Mittel und ein effektives Datenmanagement eingesetzt werden. Dazu zählen beispielsweise der Einsatz von Analysetools, Datenqualitätskonzepten, Strategien zur Datenerhebung, -speicherung und -verarbeitung sowie der Einsatz von Tools und Modellen zur Status-quo-Analyse sowie Planung und Kontrolle.

Quellen
Sebastian Bader

Sebastian Bader

ist Master of Accounting and Finance und verfügt über langjährige Berufserfahrung in verschiedenen Rollen und Positionen in der Branche Banking. Bei msg for banking verantwortet er die Themen Non-Financial Risk & Sustainable Finance. In enger Zusammenarbeit mit seinem hochqualifizierten Team bietet er — von der strategischen Fragestellung, der ESG-Datenbeschaffung, über die Einbettung ins Risikomanagement bis hin zum Reporting (MaRisk/EU-Taxonomie/CSRD) — umfassende Lösungsangebote für Banken und Finanzdienstleister an. Durch die Kombination aus tiefgreifendem Wissen über aufsichtsrechtliche Anforderungen und umfassender Beratungserfahrung, insbesondere an der Schnittstelle zwischen IT und Fachbereichen, bieten wir unseren Kunden passgenaue End-to-End-Lösungen an.

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