LSI-Stresstests 2022: Wie widerstandsfähig sind kleine und mittlere Kreditinstitute?
Der LSI-Stresstest ist abgeschlossen. Die Ergebnisse der circa 1.300 Institute zeigen, dass weiterhin die Rentabilität bei kleinen und mittelgroßen Banken gering ist und die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung zusätzlichen Druck auf die Ertragslage ausübt.

Ablauf und Struktur der aufsichtlichen Umfrage
Abweichend von dem sonst zweijährigen Rhythmus, startete am 01.04.2022 der LSI-Stresstest (Less-Significant-Institutions-Stresstest) der deutschen Bankenaufsicht und knüpfte an die vorangegangen Stresstests der Jahre 2013, 2015, 2017 und 2019 an.
An der Erhebung nahmen grundsätzlich alle deutschen Kreditinstitute gemäß § 1 Abs. 1 KWG teil, die von der BaFin in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundesbank unmittelbar beaufsichtigt werden. Insgesamt waren dies 1.300 kleine und mittelgroße Banken in Deutschland.1
Die Erhebung bestand im Wesentlichen aus zwei Bausteinen:
- Umfrage zur Ertragslage
- Stresstest für den Supervisory Review and Evaluation Process (SREP)2
Die angeforderten Daten wurden seitens der Bundesbank und BaFin ausgewertet und am 28.09.2022 in einer Pressemitteilung veröffentlicht.
Welche Gesamtaussage trifft die Aufsicht zum LSI-Stresstest?
Die Ergebnisse der circa 1.300 Institute zeigen, dass weiterhin die Rentabilität bei kleinen und mittelgroßen Banken gering ist und die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung zusätzlichen Druck auf die Ertragslage ausübt.
Es wurde betont, dass die derzeitige Marktsituation einen Stressfall darstellt, im Vergleich zum LSI-Stresstest jedoch noch schwächer ist. Die Ergebnisse sind dadurch repräsentativ, überzeichnen jedoch noch die derzeitige Situation. Das angenommene Stressszenario aus dem Stresstest führt in Summe zu einer Verschlechterung der Kernkapitalquote um 3,2 Prozent auf 14,5 Prozent.
Dies zeigt, dass die Kapitalquote überwiegend gut und damit eine Widerstandskraft gegeben ist, zugleich werden jedoch einige Banken (niedrige zweistellige Anzahl) angesichts des wirtschaftlichen Abschwungs Herausforderungen zu bewältigen haben.3
A) Detailsaussagen zur Ertragslage
Im Rahmen der Planungen und Annahmen der Kreditinstitute hat der überwiegende Teil, die seit Beginn des Jahres herrschende Zinswende nicht berücksichtigt oder nur mit moderat steigenden Zinsen gerechnet. Damit dürfte das Zinsergebnis, nach Auffassung der Bundesbank zu vorsichtig geplant worden sein, wenn auch mit zusätzlichen Ergebniswirkungen wie die Energiepreisschocks noch zu rechnen ist, die das Gesamtergebnis ebenso beeinflussen.
Die Rentabilität steigt in der Planung um 0,06 Prozent, was einen historisch niedrigen Wert darstellt. Es wird erwartet, dass sich die Rentabilität mittelfristig mit den steigenden Zinsen erholen wird. Die Zunahme der risikogewichteten Aktiva, ohne eine steigende Bilanzsumme, weist darauf hin, dass Banken zunehmend risikoreichere Geschäfte eingegangen sind, diese jedoch die historisch niedrige Gesamtrentabilität nicht auffangen konnten.
Die Eigenkapitalquoten sind hingegen insgesamt historisch gut, auch wenn die geplante harte Kernkapitalquote (CET1-Quote) im Aggregat von aktuell 17,7 Prozent auf 16,9 Prozent im Jahr 2026 sinkt.4
B) Detailsaussage zum Stresstest für den Supervisory Review and Evaluation Process (SREP)
Im adversen Szenario zeigen sich die Institute ebenso widerstandsfähig, die harte Kernkapitalquote verringert sich im Aggregat um circa 3,2 Prozentpunkte. Die entstehenden Verluste resultieren größtenteils aus dem Adress- und Marktpreisrisiko. Wobei beim Marktpreisrisiko die zinstragenden Positionen mit 87 Prozent den größten Anteil am Gesamtportfolio verzeichnen, allerdings nur für 51 Prozent des Marktwertverlustes ausschlaggebend sind.
Es zeigt sich, dass die nicht zinstragenden Positionen für einen überproportionalen Kapitalverzehr sorgen. Im Adressrisiko stellen die unbesicherten ausgefallenen Forderungen den Risikotreiber dar. Die sonstigen GuV Positionen werden durch den Personal- und Verwaltungsaufwand geprägt.

Abbildung 1: Kapitaleffekt im adversen Szenario(5)
Fazit
Im Fazit zeigt sich, dass die Kreditinstitute solide aufgestellt sind, sich allerdings einige Institute aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage Herausforderungen stellen müssen. Es wird deutlich, dass der Bankensektor sich aktuell in einer Stresssituation befindet und die Zinswende erst mittelfristig zu Entlastungen führen wird.
Kurzfristig wird es – insbesondere im Bereich der Bewertungsergebnisse – zu deutlichen Belastungen kommen. Vorwiegend die steigenden Energiepreise setzten den energieintensiven Unternehmen stark zu. Ebenso ist eine Mangellage von Energie nicht vollständig auszuschließen. Um sich ein detailliertes Bild über die Situation zu verschaffen und ein bankaufsichtlichen Handlungsbedarf frühzeitig erkennen zu können, erfolgte ein institutsübergreifendes Auskunftsersuchen zu den Auswirkungen der Energiekrise auf den deutschen Bankensektor.6
Die Analyse weiterer Fokusthemen im LSI-Stresstest zeigt, dass der überwiegende Teil der Banken und Sparkassen die Bedeutung von Klimarisiken für ihr Geschäftsmodell als gering bis moderat einschätzt.
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1. vgl. Pressenotiz – Deutsche Bundesbank und BaFin, BaFin und Bundesbank starten Stresstest für kleine und mittelgroße Institute, 01.04.2022
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2. vgl. LSI-Stresstest 2022 Institutsübergreifendes Auskunftsersuchen - Ausfüllhinweise und methodische Vorgaben, Seite 2ff.
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3. vgl. Bundesbank, Banken-Stresstest: Deutsche Institute überwiegend gut kapitalisiert, 28.9.2022
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4. vgl. Bundesbank, Ergebnisse des LSI-Stresstests 2022, 28.09.2022
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5. vgl. Bundesbank, Ergebnisse des LSI-Stresstests 2022, 28.09.2022
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6. vgl. BaFin und Bundesbank, Institutsübergreifendes Auskunftsersuchen zu den Auswirkungen der Energiekrise auf den deutschen Bankensektor
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