Lebenszyklus der pain.001-, pain.008- und camt-Formate im Zahlungsverkehr
Im November 2025 stehen die nächsten größeren Änderungen bei den Zahlungsformaten DTAZV, pain.001.001.03 und pain.008.001.02 an. Ab diesem Zeitpunkt werden auch die Kontoauszugsformate MT940, und camt.052-054 in der Version 001.002 nicht mehr unterstützt. Eine frühzeitige Umstellung auf die neuen Formate wird empfohlen.
EBICS als Bankenkommunikation
Alle größeren Unternehmen mit einem umfangreichen Geschäftsbetrieb nutzen Electronic Banking und haben häufig einen Dateiaustausch zwischen ihrem Enterprise Resource Planning-(ERP)- und einem Electronic-Banking-System eingerichtet, um Zahlungen und Lastschriften aus dem ERP-System an eine Bank zu senden. Ebenso werden elektronische Kontoauszüge, bereitgestellt von den Banken, in das ERP-System übertragen.
Eine Vielzahl der Unternehmen in Deutschland, der Schweiz und immer mehr auch Frankreich und Österreich nutzen für die Bankkommunikation EBICS (Electronic Banking Internet Communication Standard), ein stabiler, günstiger, sicherer und über viele Jahre etablierter Kommunikationskanal. Neben der technischen Bankenkommunikation definiert die Deutsche Kreditwirtschaft in Zusammenarbeit mit dem European Payment Council auch die Formate, die in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden müssen.
Zielgruppe
Diese Informationen adressieren die Verantwortlichen des Zahlungsverkehrs, sowohl auf der Business- als auch auf der IT-Seite. Speziell Unternehmen mit SAP im kaufmännischen Einsatz haben hier einigen Aufwand, um auf die von den Banken eingeforderten Formate umzustellen. Bei den betroffenen Formaten handelt es sich nicht nur um den Geldausgang, sondern auch um den Geldeingang.
Während manche „Off-the-shelf“- Zahlungsverkehrsplattformen durch ein einfaches Systemupdate die zukünftigen Anforderungen erfüllen, ist es bei flexibel eingerichteten Systemen, wie zum Beispiel SAP notwendig, die Änderungen mit manuellem Aufwand einzurichten. Speziell die Änderungen bei den Kontoauszugsformaten sind teilweise substanziell.
Glossar
pain Abkürzung für Payment Initiation
pain.001: Datenübertragungsformat für SEPA-Überweisungsaufträge zwischen Kunde und Bank
pain.008: Datenübertragungsformat für SEPA-Lastschriftenaufträge zwischen Kunde und Bank
camt Abkürzung für Cash Management
camt: Datenübertragungsformat für den Austausch von Kontoinformation/Kontoauszug zwischen Bank und Kunde
pain.001-Formate
Abbildung 1: SEPA Life Cycle, pain-Formate(1)
Die Umstellung von AZV auf das XML-Format pain.001.001.09 ist inzwischen allgemein bekannt. Das 1986 eingeführte AZV-Textformat muss bis spätestens November 2025 umgestellt sein.
Ebenfalls bis zum November 2025 muss auch das XML-Format pain.001.001.03, das allgemein für SEPA-Zahlungen genutzt wird, auf pain.001.001.09 umgestellt werden. Das heißt, aber diesem Zeitpunkt wird also dasselbe Format für SEPA und Auslandszahlungsverkehr (gemeint sind hier andere Währungen als EUR und/oder andere Empfängerländer als die SEPA-Länder) verwendet.
Die Hauptunterschiede zwischen der 03- und 09-Version sind:
- die Header Zeile muss im Namensraum auf 09 angepasst werden,
- das Feld BICorBEI wird zu AnyBIC oder LEI (gilt nur für AZV),
- das Feld BIC beim Creditor- oder Debtor-Agent wird zu BICFI (SEPA und AZV),
- die Adresse kann strukturiert oder unstrukturiert zur Verfügung gestellt werden, gegebenenfalls ist eine Abstimmung mit der Bank erforderlich (gilt nur für AZV) und
- das Requested Execution Date kann um die Uhrzeit erweitert werden.
pain.008-Formate
Auch bei den Lastschriften im pain.008.001.08-Format sind geringfügige Anpassungen notwendig:
- die Header Zeile muss angepasst werden,
- das Feld BIC beim Creditor Agent wird zu BICFI,
- die Adresse kann strukturiert oder unstrukturiert zur Verfügung gestellt werden, gegebenenfalls ist eine Abstimmung mit der Bank erforderlich (gilt nur für AZV) und
- das Requested Execution Date kann um die Uhrzeit erweitert werden.
camt-Formate
Bei den Formaten für die Kontoinformationen/-auszügen stehen ebenfalls einige Änderungen an.
Abbildung 2: SEPA Life-Cicle, camt- und sonstige Formate(2)
Das textbasierte MT940-Format wird sukzessive in XML-basierte camt.053 umgewandelt, MT942 werden zu camt.052, was eine fundamentale Änderung bedeutet. Auch wer bereits camt.052/053/54 verwendet, wird von einer Formatanpassung betroffen sein.
Denn die aktuell von der Bank zur Verfügung gestellten camt.052/053/054.001.02 werden zur camt.052/053/054.001.08.
Der Hauptunterschied hier ist, dass der hauptsächlich in Deutschland gebräuchliche, dreistellige Geschäftsvorfallcode (GVC) in der Version 08 nur noch optional zur Verfügung gestellt wird. Der Umsatztyp wird nun verpflichtend im Bank-Transaction-Code dreistufig zur Verfügung gestellt:
- Domain
- Family
- SubFamilyCode
- Family
Dies stellt die Kontoauszugstools beim Kunden vor deutlich komplexere Herausforderungen als der bisherige, eindimensionale GVC.
Wer bereits MT940 maschinell verarbeitet, sollte über einen gewissen Zeitraum die entsprechenden camt.053 auswerten und mit den aktuell vorhanden Regeln abgleichen. Dabei werden wahrscheinlich Überschneidungen (eine BTF-Code-Kombination kann zwei GVCs ersetzen) und auch Lücken vorkommen (da BTF-Code-Kombinationen verarbeitet werden müssen, für die bisher kein GVC vorlag).
Abbildung 3: Bank Transactions Code (BTC)(3)
Diese Code Kombination entspricht in etwa den GVCs 160, 161, 162,163, 164, 166, 168, 189.
Projektplanung
Die Verantwortlichen für den Zahlungsverkehr sind gut beraten, zeitnah mit der Planung für die Umstellung zu beginnen. Denn neben der eigentlichen Umstellung müssen die Zahl-, Lastschrift- und Kontoauszugsdateien auch validiert und getestet werden. Gerade im SAP-Umfeld sind hier Release-Zyklen, Frozen Zones und auch die Verfügbarkeit von kompetenten (internen oder externen) Ressourcen zu beachten. Außerdem könnten noch Abstimmungen mit den jeweiligen Hausbanken notwendig sein.
Wer diese Aktualisierungen verpasst, riskiert seine elektronische Zahlungsfähigkeit.
Quellenangaben
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1. siehe EBICS
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2. siehe EBICS
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3. SEPA-Geschäftsvorfall-Codes
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