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Die Zukunft der SWIFT-MT-Nachrichten – Ein Blick auf die ISO-20022-Migration

In der Finanzwelt ist die ISO-20022-Migration im vollen Gange. SWIFT hat die weiträumige Abschaffung der MT-Nachrichten, die für November 2025 geplant war, vorerst verschoben. Doch einige der MT-Nachrichtentypen dürfen ab nächstem Jahr nicht mehr ausgetauscht werden.

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ISO-20022-Migration, Zukunft der SWIFT-MT-Nachrichten

Die Finanzwelt befindet sich inmitten eines bedeutenden Wandels: Die globale ISO-20022-Migration schreitet voran. Diese Entwicklung betrifft insbesondere Hochbetrags-Zahlungssysteme, die nun in vielen der größten Volkswirtschaften und meistgenutzten Währungen, wie USD, EUR, GBP, CNY, JPY, AUD und CAD, den ISO-20022-Standard verwenden. Trotz dieser Fortschritte hat SWIFT angekündigt, dass die MT-Nachrichten nun doch nicht vollständig zu November 2025 abgeschafft werden.

Hintergrund und Kontext

Im Jahr 2018 hat die SWIFT-Community beschlossen, eine Übergangsperiode (sogenannte Koexistenzphase) bis November 2025 für die Koexistenz von MT- und ISO-20022-Nachrichten für den internationalen Austausch von Finanznachrichten einzuführen.

Diese Entscheidung wird von der Payments Market Practice Group (PMPG) und dem Committee on Payments and Market Infrastructures (CPMI) unterstützt, da eine harmonisierte End-to-End-Adoption von ISO 20022 als Grundlage für die Verbesserung grenzüberschreitender Zahlungen angesehen wird.

Im März 2024 bestätigte der SWIFT-Vorstand erneut das Engagement der Gemeinschaft, die Koexistenzperiode im November 2025 zu beenden. Der Schwerpunkt soll allerdings nur noch auf den Nachrichtentypen für Zahlungsinstruktionen (sogenannte Instructions) liegen, um die betriebliche Kontinuität und Interoperabilität zu gewährleisten.

Im Umkehrschluss bedeutet das, dass alle anderen von der ISO-20022-Migration betroffenen MT-Nachrichtentypen vorerst über November 2025 hinaus genutzt werden können. Für viele Banken, die bereits enorme Summen und Aufwand in Planungen, Umsetzungen und Tests investiert haben, mag das ein Paukenschlag darstellen.

Es gibt viele neue Fragen zu beantworten und die Auswirkungen festzustellen und zu behandeln.

Fokus auf MT-Nachrichten für Zahlungsinstruktionen

Auf Anraten der Community und mit Unterstützung des Vorstands schlägt SWIFT vor, den Schwerpunkt der ISO-20022-Migration nun auf die Nachrichtentypen für Zahlungsinstruktionen zu legen. Die Migration dieser Nachrichtentypen auf ISO 20022 ist notwendig, um eine End-to-End-Interoperabilität zwischen Finanzinstituten und Zahlungsinfrastrukturen zu ermöglichen.

Es ist wichtig, dass Daten – insbesondere Informationen zu Zahlungsteilnehmern – während der gesamten Verarbeitungskette nicht verloren gehen oder gekürzt werden (sogenannte Data Truncation). Dies kann nicht garantiert werden, wenn eine Transaktion, die in ISO 20022 beginnt, auf dem Weg in den informationsärmen MT-Standard umgewandelt wird.

Ab November 2025 werden einige MT-Nachrichtentypen vollständig aus dem FIN-Dienst von SWIFT entfernt. Darunter beispielsweise der MT102 oder MT201. Für andere MT-Nachrichtentypen gelten ab diesem Zeitpunkt erweiterte technische Validierungen und erhebliche zusätzliche Gebühren.

Nachrichten, die die Validierung nicht bestehen, werden negativ quittiert (NAKed). Die „Strafgebühren“ werden außerhalb der SWIFT-Essentials- und Fixkostenregelungen liegen und im Laufe der Zeit steigen. Diese Maßnahmen sollen Finanzinstitute dazu ermutigen, den ISO-20022-Standard innerhalb der ursprünglich festgelegten Fristen zu übernehmen.

Weitere MT-Nachrichtentypen

Während der primäre Fokus der ISO-20022-Migration nun auf den Nachrichten für Zahlungsinstruktionen liegt, werden andere MT-Nachrichtentypen, wie beispielsweise die Kontoauszüge oder Gebührennachrichten, nicht sofort im November 2025 aus dem FIN-Dienst entfernt.

Diese Nachrichtenarten sind zwar veraltet und werden nicht mehr von SWIFT gewartet, aber die Community wird stark dazu ermutigt, sobald wie möglich auf ihre ISO-20022-Äquivalente umzusteigen. Denn ISO-20022-Nachrichten bieten reichhaltigere Daten und sind besser miteinander kompatibel, wenn alle Nachrichten auf ISO 20022 basieren.

Exceptions and Investigations

Der Zeitplan für die Migration von MT-Nachrichten im Zusammenhang mit SWIFT-Exceptions-and-Investigations-Prozessen und -Nachrichten hängt maßgeblich von der Einführung des universellen Case-Manager-Produkts von SWIFT ab. Dieses Produkt soll unstrukturierte MT-Nachrichten durch einen zentralen Dienst ersetzen, der mit strukturierten ISO-20022-Nachrichten, einer API oder einer GUI aktualisiert und genutzt werden kann. SWIFT plant, dieses Produkt für frühe Anwender im Jahr 2025 und für die breite Gemeinschaft im Jahr 2026 auszurollen. Nach dem aktuellen Plan wird die Nutzung von MT-Nachrichten für die Exceptions-and-Investigations-Prozesse im November 2026 enden.

ISO-20022-Migration für Corporate-to-Bank (C2B)

Für den Corporate-to-Bank-(C2B)-Bereich ist keine erzwungene Migration und kein Ende der Koexistenz vorgesehen. Dennoch gibt es klare Vorteile, C2B-Flüsse auf ISO 20022 umzustellen, wie zum Beispiel die Verbesserung der Automatisierung durch reichhaltige, strukturierte Daten. Die ISO 20022 Usage Guidelines für C2B wurden im Juni 2023 formuliert und von einer Arbeitsgruppe aus Unternehmen und Banken vereinbart. Diese Nachrichten werden im Juni 2024 pilotiert und ab November 2024 für SCORE-Teilnehmer auf FINplus verfügbar sein.

Fazit

Während einige Hochbetrags-Zahlungssysteme bereits auf ISO 20022 umgestellt wurden, bleibt die vollständige Abschaffung der SWIFT-MT-Nachrichten bis November 2025 aus. Stattdessen konzentriert sich der Übergang auf die Nachrichtentypen für Zahlungsinstruktionen, um eine nahtlose End-to-End-Interoperabilität sicherzustellen.

Dennoch bleibt die Verwendung vieler anderer MT-Nachrichtentypen über 2025 hinaus möglich, was für zahlreiche Banken eine Herausforderung darstellen kann.

Es gilt nun, die offenen Fragen zu klären und die Auswirkungen sowie Abhängigkeiten sorgfältig zu analysieren und zu bewältigen.

Insgesamt verspricht der ISO-20022-Standard eine zukunftssichere und effizientere Zahlungslandschaft, auch wenn der Übergang für viele Beteiligte weiterhin anspruchsvoll bleibt. Denn nur die vollständige Adoption dieser Nachrichten kann das Versprechen einer zukunftssicheren, interoperablen und effizienteren Zahlungsabwicklung einlösen. Wir sind also gespannt, wie lange die MT-Nachrichtentypen noch ausgetauscht werden.

Quelle
Christoph Mittmann

Christoph Mittmann

berät bei msg for banking Kreditinstitute und Zahlungsdienstleister im Bereich Zahlungsverkehr. Er ist erfahren in der Einführung und Optimierung von Instant Payments Prozessen sowie in der Umstellung von SWIFT-FIN auf den ISO-20022-Standard in TARGET2 und Korrespondenzbankgeschäft.

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