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Rekalibrierung der IRRBB-Zinsschocks – neue Entwicklungen

Die Rekalibrierung der IRRBB-Zinsschocks durch den Baseler Ausschuss ist für das Zinsrisikomanagement der Banken von zentraler Bedeutung. Der Baseler Ausschuss empfiehlt, dass diese aktualisierten Standard-Zinsszenarien ab dem 1. Januar 2026 verwendet werden sollten. Zuvor müssen allerdings die EBA und die nationalen Aufsichtsbehörden diese Empfehlungen für die europäischen Banken übernehmen. Das von msg for banking entwickelte Tool zur Berechnung der IRRBB-Zinsszenarien wurde so aktualisiert, dass es neben den bisherigen IRRBB-Zinsszenarien auch die neuen rekalibrierten Zinsschocks unterstützt. Welche Änderungen vorgenommen wurden, erfahren Sie im folgenden Beitrag.

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Berechnung der IRRBB-Zinsszenarien

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Hintergrund

Im April 2016 hat der Baseler Ausschuss eine umfassend überarbeitete Version seiner IRRBB-Leitlinien veröffentlicht.1 Dieses Dokument enthielt erstmalig die Definition und Kalibrierung von sechs währungsabhängigen Zinsschockszenarien.

Diese standardisierten Szenarien, die von der Aufsicht festgelegt wurden, decken sowohl Parallelverschiebungen als auch Verdrehungen der Zinskurve für die 21 bedeutendsten Währungen weltweit ab. In den folgenden Jahren nahmen zahlreiche Regulierungsbehörden weltweit diese Szenarien in die Anforderungen zur Messung des Zinsänderungsrisikos im Anlagebuch (IRRBB) auf, darunter die Europäische Aufsichtsbehörde (EBA) sowie alle nationalen Aufsichtsinstanzen in der EU. 2018 erweiterte die EBA die Baseler Vorgaben um Parameter für sieben zusätzliche europäische Währungen.

Alle Banken in der EU sind verpflichtet, regelmäßig die Auswirkungen dieser Szenarien auf ihre Zinsrisikopositionen für die relevanten Währungen in ihrem Anlagebuch zu berechnen.

Mit dem neuen IRRBB-Meldewesen müssen sie vierteljährlich die Ergebnisse der Risikosimulationen für alle sechs Szenarien in der ökonomischen Perspektive² und für die beiden Parallel-Szenarien in der ertragsorientierten Perspektive³ an die Aufsicht übermitteln.

Für die erste Rekalibrierung der IRRBB-Szenarien hat der Baseler Ausschuss am 16. Juli 2024 – nach einer kurzen Konsultationsphase – ein finales Papier veröffentlicht, in dem eine angepasste Methode zur Berechnung der Parameter für die Zinsszenarien vorgeschlagen wird. Welche wesentlichen Aspekte die Rekalibrierung beinhalten lesen Sie im Beitrag „Rekalibrierung der IRRBB-Zinsschocks – BCBS hat das finale Papier veröffentlicht“ nach.

Erweiterung des Tools zur Berechnung der IRRBB-Zinsszenarien

Bereits seit 2017 bietet msg for banking ein Tool auf Excel-Basis zum kostenlosen Download an, das Anwender nutzen können, um die sechs währungsabhängigen IRRBB-Zinsszenarien zu berechnen, die vom Baseler Ausschuss, der EBA und auch den nationalen Aufsichtsbehörden für standardisierte Zinsrisikoberechnungen vorgegeben werden.

Das Tool unterstützt neben den 21 Währungen, die der Baseler Ausschuss ursprünglich spezifiziert hatte, auch die sieben zusätzlichen europäischen Währungen, deren Parameter von der EBA im Jahr 2018 veröffentlicht wurden. Es ist außerdem in der Lage, anwenderspezifische Zinsszenarien gemäß den aufsichtlich vorgegebenen Formeln zu berechnen.

Das Tool kann darüber hinaus die neuen, vom Baseler Ausschuss am 16.07.2024 veröffentlichten rekalibrierten IRRBB-Zinsszenarien berechnen.

Neue Features

Über die Jahre wurde das nützliche Werkzeug weiterentwickelt und ist jetzt „ORRP-ready“. Dafür war eine kleine Modifikation erforderlich, damit der Zinsszenario-Import nicht nur wie bisher unter der Softwarelösung THINC, sondern auch unter der neuen Plattform msg.ORRP (Open Risk and Reporting Platform) möglich ist.

Diese Plattform bietet eine moderne Lösung zur Messung, Analyse und Berichterstattung von finanziellen Risiken in Übereinstimmung mit regulatorischen Vorgaben. Mit der Aktualisierung des Tools zur Berechnung der IRRBB-Zinsszenarien ist sichergestellt, dass Zinsschocks – auch die neuen, rekalibrierten – unmittelbar in die ORRP-Plattform integriert werden können. Damit lassen sich bereits jetzt die Auswirkungen der Rekalibrierung auf die Zinsrisiken simulieren.

Auf Wunsch von Nutzern wurden im Ergebnisausweis auf dem ersten Arbeitsblatt zusätzlich die Stützstellen 9 Monate und 18 Monate aufgenommen. Diese Stützstellen finden sich nur im Ergebnisausweis, aber nicht in der Zinsszenario-Importdatei.

Excel-Tool zur Berechnung der IRRBB-Zinsszenarien – jetzt ORRP-ready

Wir bieten Ihnen das Werkzeug, welches um die rekalibrierten Parameter erweitert wurde und nun auch an unsere ORRP-Plattform angebunden werden kann, zum kostenlosen Download an. Nutzen Sie es, um mit den erzeugten Zinsszenarien schon jetzt die Auswirkungen einer künftigen Rekalibrierung auf Ihre Risikokennzahlen zu simulieren.

Quellen und weiterführende Hinweise
Rainer Alfes

Rainer Alfes

ist Diplom-Mathematiker und bei msg for banking spezialisiert auf Asset-Liability-Management sowie Steuerung der Marktpreis- und Liquiditätsrisiken. Als Executive Business Consultant berät er zu produktstrategischen Themen, hat langjährige Erfahrung in der Konzeption von Risikomanagementsystemen und der Abbildung von Treasuryprozessen, ist Autor von Fachartikeln sowie erfahrener Referent.

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