CRR III – Auswirkungen auf die strategische Asset Allocation
Die Überarbeitung der Capital Requirements Regulation (CRR III) umfasst erhebliche Änderungen für alle Institute und sämtliche Risikoarten. Der Beitrag fokussiert den Einfluss der geänderten KSA-Risikogewichte auf die strategische Asset Allocation.
In dieser Collection enthalten:
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Eigenkapital-Boost mit IRBA im dauerhaften Partial Use
Neuer Standardansatz für operationelle Risiken (OpRisk) nach CRR III
Permanent Partial Use im IRBA – Paradigmenwechsel der Bankenaufsicht
CRR III - Was kommt auf die Banken zu? Konferenzrückblick und Impressionen
Impuls “Risk & Regulatory Reporting” – Neues vom ICAAP
CRR III – Übergangsregelungen
CRR III – der neue IRBA
Impuls “Risk & Regulatory Reporting” – der neue KSA und IRBA
CRR III - der neue KSA
Ausrichtung der strategischen Asset Allocation
Mithilfe einer strategischen Asset Allocation richten Finanzinstitute ihre Kapitalanlagen aus. Zentrale Aufgabe der Asset Allocation ist es, das Anlagevermögen möglichst risiko-/ertragseffizient auf verschiedene Assetklassen zu verteilen. Einerseits sind Risiken stringent zu begrenzen, andererseits müssen adäquate risikoadjustierte Renditen erzielt werden, um die Wettbewerbsposition im Markt zu erhalten. Zentrale Parameter sind somit Renditeschätzer, Risikokennzahlen und Korrelationen für eine mathematische Optimierung.
Dabei sind neben reinen Risiko-/Rendite-Kriterien weitere Anforderungen im institutionellen Kontext zu berücksichtigen, wie beispielsweise:
- eine ausreichende Eigenkapitalverzinsung oder
- satzungsmäßige Risiko- oder Anlagebegrenzungen oder auch
- Liquiditätskennzahlen (LCR und NSFR) und
- das Anlageuniversum gemäß MaRisk-Produktkatalog.
Insgesamt ist die strategische, somit langfristige Asset Allocation von übergeordneter Bedeutung für den Anlageerfolg: Gemäß empirischer Untersuchungen entscheidet die strategische Asset Allocation über 90 Prozent des Anlageerfolgs. Die Auswahl der Einzeltitel und das Market Timing (taktische Asset Allocation) hingegen spielen auf lange Sicht nur eine untergeordnete Rolle. Somit ist die strategische Asset Allocation das zentrale Element in einem Investmentprozess.
Abbildung: Idealtypischer Investmentprozess
Künftige Änderungen der Risikogewichte führt zu Anpassungsbedarf bei der Ausrichtung der strategischen Asset Allocation
Neben den klassischen Parametern einer Portfoliooptimierung wurden für Finanzinstitute bereits in der Vergangenheit die weiteren Anforderungen durch Nebenbedingungen in Portfoliooptimierungen berücksichtigt. So führte beispielsweise der Einbezug der Liquiditätskennziffern LCR bzw. NSFR dazu, dass einzelne Assetklassen (tendenziell illiquide Vermögenswerte) in ihrem Volumen begrenzt oder auch ausgeschlossen, andere hingegen (hochliquide Vermögenswerte) präferiert wurden. Aus reiner Rendite-Risiko-Optimierung wären an dieser Stelle ggf. andere Asset-Klassen-Gewichte zu favorisieren gewesen oder auch Anlageklasse aufgrund ihrer Unabhängigkeit zu klassischen Kapitalmarktprodukten (z. B. Private Equity) zu berücksichtigen gewesen. Durch den Einbau dieser Nebenbedingungen wurde die Portfoliooptimierung institutsindividuell angepasst. Die CRR-III-Anforderungen in Bezug auf die angepassten Risikogewichte führt zu einer größeren Bedeutung dieser bzw. die künftige RWA-Belastung durch das aktuelle Portfolio ist in den strategischen Überlegungen zu berücksichtigen:
Durch die Neufassung der CRR ändern sich u.a. die Risikogewichte für einzelne Assetklassen, sowohl in der Granularität als auch insbesondere für Eigenkapitalinstrumente (u. a. Aktien) in der Höhe der Gewichte. Bei einem zunehmenden Engpassfaktor Eigenkapital kommt einer Auswirku
ngsanalyse eine große Bedeutung zu.
Verschiedene Fragestellungen sind zu beantworten, u. a.
- Sind die heute als optimal ermittelten Quoten für einzelne Assetklassen bzw. Subsegmente in Zukunft noch tragbar oder ist der Eigenkapitalbedarf zu groß?
- Gibt es einzelne Assetklassen oder Segmente, die durch die künftigen RWA-Gewichte gezielt aufgebaut werden sollten?
- Kann ein Institut mithilfe einer Asset-Liability-Betrachtung auf Gesamtbankebene die RWA-Belastung optimieren ohne Rendite aufzugeben?
- Führt die Fokussierung auf die Kennzahl Ertrag im Verhältnis zu RWA zu anderen Gewichten in der Asset Allocation als die Kennzahl Ertrag im Verhältnis zum Value at Risk?
Diese und weitere Fragen gilt es in einer vorausschauenden Analyse der Gesamtbankallokation zu betrachten und bei der künftigen strategischen Ausrichtung zu berücksichtigen.
Beispielhafte Auswirkung bei einzelnen Assetklassen
Ein prägnantes Beispiel für die Bedeutung der künftigen RWA-Gewichte sind die Risikogewichte der Eigenmittelinstrumente, worunter auch Aktien fallen, die eine wichtige Rolle als sehr liquide Anlageklasse und Standardinstrument in der Asset Allocation spielt:
Aktuelle Risikogewichte | künftige Risikogewichte (CRR III) | ||
Beteiligungen | 100 % – 250 % | Subordinated Debt, Equity and Other | 100 % – 400 % |
Das Eigenkapitalinstrument Aktie, die an einem Markt gelistet ist und die Standardrechte aufweist, bekommt dabei das Risikogewicht 250 Prozent zugewiesen, was eine deutliche Erhöhung zu den heutigen 100 Prozent ist.1 In einer Vielzahl von Anlagestrategien spielen Aktien eine wesentliche Rolle, sodass beim Blick auf die künftige RWA-Belastung durchaus Änderungen in der strategischen Ausrichtung sinnvoll sein könnten.
CRR III – 360° View
Die Änderungen der CRR III betreffen alle Kreditinstitute und sämtliche Risikoarten und wirken sich weitreichend auf die Gesamtbanksteuerung aus. Wir stellen Ihnen die wesentlichen Anpassungen sowie Themenfelder vor, in denen zeitnah ein Handlungsbedarf besteht.
Fazit
Die Betrachtung der Asset Allocation allein auf Basis von Renditeerwartungen und ökonomischen Risiken ist durch die geänderten und in Teilbereichen auch höheren Eigenkapitalanforderungen nicht mehr ausreichend. Durch die neuen Anforderungen aus der CRR III wird es aber zu keiner grundsätzlich anderen Vorgehensweise bei der Ausrichtung der strategischen Asset Allocation kommen.
Die Portfoliooptimierung wird auch künftig maßgeblich durch mathematische Modelle auf Basis von Rendite- und Risikoparametern aufbauen. Allerdings sind, insbesondere bei der Definition der institutsindividuellen Nebenbedingungen, die Auswirkungen in den einzelnen Forderungsklassen zu berücksichtigen, um eine möglichst effiziente Ausrichtung der Gesamtbankallokation zu gewährleisten.
Um mögliche Anpassungsbedarfe zu identifizieren, ist es sinnvoll, bereits heute eine Analyse der Auswirkungen vorzunehmen. So können Institute notwendige Anpassungen in ihrer strategischen Ausrichtung frühzeitig vornehmen, gerade auch vor dem Hintergrund des geänderten Marktumfeldes mit einem deutlich höheren Zinsniveau in den letzten Jahren.
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