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Green Bonds: Was ist das und wie profitieren Emittenten und Investoren?

Green Bonds, also grüne Anleihen, liegen im Trend und gelten als ein Trumpf im Kampf gegen den Klimawandel. Das Segment entwickelt sich rasant und wird für Investoren immer interessanter. Doch was genau sind Green Bonds und wie können Anleger von ihnen profitieren?

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Green Bonds, was ist das?

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Green Bonds: Ausgangssituation – Wachstumsmarkt

Analysten der britischen Bank Barclays prognostizieren für 2023 ein Emissionsvolumen von Green Bonds von über 460 Milliarden US-Dollar1, was einem Anstieg von rund 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspräche. Obwohl es sich noch um einen jungen Markt handelt, hat das kumulierte Emissionsvolumen grüner und nachhaltiger Anleihen im Jahr 2021 bereits die Marke von 1 Billion US-Dollar2 überschritten. Europa nimmt dabei eine Führungsposition im Bereich Sustainable Finance ein. Vieles deutet darauf hin, dass sich das Wachstum in den kommenden Jahren weiter beschleunigen wird.

Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) wird der weltweite Investitionsbedarf in Netto-Null-Technologien und -Energien bis 2030 mehrere Billionen Dollar betragen.3 Erlöse aus grünen Anleihen fließen in die Finanzierung der Energiewende, grüne Transformation der Industrie, energieeffiziente Gebäude oder CO2-freie Mobilität.

Green Bond

Abbildung 1: Kumuliertes Volumen grüner und anderer nachhaltiger Anleihen - 2021: Meilenstein von über 1 Billion US-Dollar, in Anlehnung an „Climate Bonds Initiative (2022)“

Was sind Green Bonds und wie profitieren Emittenten und Investoren?

Besonderheiten von Green Bonds

Das Finanzinstrument „Green Bonds“ stellt einen wichtigen Kanal für private und öffentliche Investitionen dar, um den enormen Finanzierungsbedarf zur Bekämpfung des Klimawandels und anderer ökologischer Herausforderungen zu decken. Grundsätzlich funktionieren Green Bonds wie herkömmliche Anleihen. Theoretisch kann jeder, der kreditwürdig ist und einen Kapitalmarktzugang hat, einen Green Bond begeben. Wer in diese investiert, leiht dem Emittenten Geld, das dann in Projekte investiert wird. Green Bonds ähneln traditionellen Marktanleihen darin, dass der Emittent den Kapitalbetrag und die Zinsen (Kupon) über einen festgelegten Zeitraum an den Kreditgeber zurückzahlt. Mit dem wichtigen Unterschied, dass diese Anleihen zur (Re-)Finanzierung von Projekten verwendet werden, die ökologisch oder klimafreundlich sind. Diese zweckgebundene Mittelverwendung muss den Investoren regelmäßig und transparent mitgeteilt werden.

Um den Schutz der Investoren zu gewährleisten, gibt es den etablierten Marktstandard der „Green Bond Principles“ (GBP) der International Capital Market Association (ICMA)4. Die GBP beinhalten vier Kernkomponenten, an denen Emittenten ihre Green Bonds ausrichten sollen:

Kernkomponente Erläuterung
1 Verwendung der Emissionserlöse
  • Eindeutig herausstellen
  • Ökologischen Impact mit Zahlen unterlegen
  • Orientierungsliste, mit der Möglichkeit selbst zu deklarieren
2 Prozess der Projektbewertung und -auswahl
  • Dokumentation der Projektauswahl
  • Mögliche Risiken offen kommunizieren
3 Management der Erlöse
  • Erlöse einem Unterkonto/Unterportfolio zuweisen
  • Korrekte Allokation an förderfähige Projekte
4 Berichterstattung
  • Jährliche Berichte über Mittelverwendung, Art und Umfang der Projekte
  • Aufschlüsselung nach Mittelabfluss (Allokationsberichterstattung) und Umweltauswirkung (Wirkungsberichterstattung)

Die weiteren Komponenten der GBP sind: Prozess der Projektbewertung und -auswahl, Management der Erlöse und die Berichterstattung. So soll die Projektauswahl genau dokumentiert und mögliche Risiken offen kommuniziert werden. Darüber hinaus sollten mindestens einmal jährlich Berichte über Mittelverwendung, Art und Umfang der Projekte veröffentlicht werden, aufgeschlüsselt nach Mittelabfluss (Allokationsberichterstattung) und Umweltauswirkungen (Wirkungsberichterstattung).

Ergänzend zu diesem privatwirtschaftlichen Standard wird derzeit auf europäischer Ebene der freiwillige EU-Green-Bond-Standard (EUGBS)5 entwickelt. Das EU-Green-Bond-Label soll Anlegern ein Signal verlässlicher Transparenz geben. Der Unterschied zu den ICMA-GBP besteht darin, dass der Emittent verpflichtet ist, bei der Auswahl von (Re-)Finanzierungsprojekten die EU-Taxonomie zu verwenden. Es muss vollständige Transparenz darüber herrschen, wofür die Erlöse verwendet werden – einschließlich der Verpflichtung zur detaillierten Berichterstattung und Überprüfung durch einen von der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) zugelassenen externen Prüfer.

Win-Win: Vorteile von Emittenten und Investoren

Emittenten verstärken ihre Bemühungen Nachhaltigkeit in ihre Strategien einfließen zu lassen. Da die reine Ausformulierung der Strategie aber nicht ausreicht, sondern Kunden und Investoren auch die Transparenz der Umsetzung einfordern, ist die Emission von hochwertigen Green Bonds ein beliebtes Instrument, um der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie gerecht zu werden und diese zu operationalisieren.

Durch die Ausgabe einer grünen Anleihe wird das Engagement des Emittenten gegen den Klimawandel oder Umweltzerstörung transparent. Dies trägt zur Verbesserung der Reputation bei, was auch mittelbar die Konditionierung anderer Refinanzierungsmittel, einschließlich Eigenkapital, zugutekommen kann. ESG-motivierte Anleger drängen auf ein begrenztes Angebot an grünen Finanzinstrumenten.

Klassische Investoren von Anleihen sind Finanzinstitutionen wie Banken, Asset Manager und Pensionsfonds. Diese suchen nach ESG-konformen Investments für ihre nachhaltige Anlagestrategie. Dieser Nachfrageüberhang führt dazu, dass Green Bonds häufig überzeichnet werden, was sich im Pricing bemerkbar machen kann und „Greenium“ genannt wird. Darüber hinaus profitieren Green-Bond-Emittenten von der Anlegerdiversifizierung, was sich positiv auf das Liquiditätsrisiko sowie auf die Anlegertreue aufgrund eines tiergreifenden, nicht nur finanziellen Engagements auswirkt. Inzwischen bilden ESG-Kriterien eine wichtige Bedingung in der Asset Allocation vieler institutioneller Investoren.

Die primären Ziele von Anlegern in Green Bonds bestehen neben finanziellen Zielen darin, einen positiven Einfluss auf die Umwelt zu haben und zur Eindämmung des Klimawandels beizutragen. Investoren erhalten die Gewissheit, dass das emittierende Unternehmen diese Ziele ernst nimmt und können transparent nachvollziehen, für welche Projekte die zur Verfügung gestellten Finanzmittel verwendet werden. Seitens Anleger ist der Anspruch an qualitative Standards hoch. Die Emission nach den genannten ICMA-Green Bond Principles und künftig auch dem EU-Green Bond Standard signalisiert Anlegern ein höheres Maß an Vertrauen. Green Bonds können somit zu mehr Transparenz und einer verbesserten Unternehmensführung beitragen, indem sie Nachhaltigkeit beim Emittenten verankern.

Sustainable Banking, ESG-Risiken, Nachhaltigkeit

Sustainable Banking

Nachhaltigkeit ist aus der Branche Banking nicht mehr wegzudenken. Treiber sind zum einen die Initiativen von Gesetzgebern und Regulatoren. Aber auch Kunden stellen vermehrt nachhaltige, umweltfreundliche und klimaschonende Aspekte in den Mittelpunkt ihrer Finanzentscheidungen. Um den langfristigen ökonomischen Erfolg zu sichern sowie die regulatorischen Hürden zu meistern, müssen Banken frühzeitig ihre Geschäftstätigkeit auf Nachhaltigkeitsziele ausrichten und fit sein für den Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken.

Wie sieht die optimale Vorbereitung auf eine nachhaltige Zukunft in der Branche Banking aus? Dieser Frage gehen wir in unserer Serie Sustainable Banking auf den Grund. Mehr Informationen zu diesem Zukunftsthema finden Sie auf unserer Webseite.

Quellen
Tobias Huth

Tobias Huth

ist als Ökonom bei msg for banking im Bereich Sustainable Finance und Risikomanagement tätig. Sein Fokus liegt auf den Themen Sustainable Finance Regulierungen, Nachhaltigkeitsstrategien und Nachhaltigkeitsrisiken.

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