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IFRS Sustainability Disclosure Standards – Meilenstein globaler Nachhaltigkeits-Berichterstattung

Die International Financial Reporting Standards - IFRS - harmonisieren die internationale Nachhaltigkeitsberichterstattung und heben diese auf die gleiche Ebene wie die Finanzberichterstattung.

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IFRS Sustainability Disclosure Standards

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Die International Financial Reporting Standards – IFRS

Angesichts der systemischen Risiken und Chancen, die mit Themen wie dem Klimawandel verbunden sind, besteht die Notwendigkeit, konsistente und vergleichbare Offenlegungsstandards für Unternehmen zu Nachhaltigkeitsthemen festzulegen.

Mit der Veröffentlichung der IFRS Sustainability Disclosure Standards hat das ISSB nach 18 Monaten Entwicklungszeit einen Meilenstein durch einen globalen Ansatz für Finanzmarktteilnehmer erreicht, die seit langem umfassende Nachhaltigkeitsstandards fordern, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.

Sowohl die Berichterstattung von Nachhaltigkeitsrisiken als auch der von Nachhaltigkeitschancen werden auf die gleiche Ebene wie die Finanzberichterstattung gehoben. Angetrieben durch die Nachfrage von Investoren, Unternehmen, Regierungen und Regulierungsbehörden nach einer globalen Grundlage für Offenlegungspflichten basiert dieses neue Rahmenwerk auf der Interoperabilität mit vielen bisherigen Standards, um Fragmentierungen entgegenzuwirken.

Dieses globale Rahmenwerk wurde vom International Sustainability Standards Board (ISSB) entwickelt, einem Teil der unabhängigen International Financial Reporting Standards Foundation, deren Rechnungslegungsstandards in mehr als 100 Ländern verwendet werden. Es wurde von namhaften Interessenvertretern wie der G20 und der International Organization of Securities Commissions (IOSCO) unterstützt.

Die Standards gelten als freiwillige globale Grundlage und sind mit den einzelnen Länderjurisdiktionen verknüpft. Die Umsetzung für die jährliche Berichtsperioden beginnt bereits ab Januar 2024. Für das erste Berichtsjahr gelten jedoch noch einige Vereinfachungen.

Die Standards werden Richtlinienentwürfe enthalten, die von Unternehmen verlangen, ihre Nachhaltigkeitsangaben gleichzeitig mit ihren Finanzangaben zu veröffentlichen. Um Doppelarbeit für globale Unternehmen zu vermeiden, haben die Europäische Union und das ISSB versucht, die gegenseitigen Standards interoperabel zu gestalten. In den kommenden Monaten sollen hierzu noch Leitlinien herausgeben werden.

Nr. Kernthesen Erläuterung
1 Globaler Ansatz zur Verzahnung von Nachhaltigkeits- und Finanzberichterstattung
  • Unterstützung durch namhafte Akteure: G7, G20, Financial Stability Board, International Organization of Securities Commissions (IOSCO) sowie Stakeholder aus der Geschäfts- und Investmentbranche
  • Internationale Harmonisierung der  Nachhaltigkeitsberichterstattung
  • Gleichstellung des Finanz- und Nachhaltigkeitsreportings
  • Verbesserte Entscheidungsgrundlagen für Finanzmarktteilnehmer
2 Interoperabilität und Verknüpfung mit ESRS und anderen Standards/Organisationen:
  • ESRS, TCFD, GRI, SASB, CDSB, IIRC und IASB
  • ISSB und EU werden in den kommenden Monaten Leitlinien zur Vermeidung von Doppelarbeit hinsichtlich ESRS und IFRS herausgeben
3 Aufbau/Inhalt
  • Vier-Säulen-Ansatz: Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Kennzahlen und Ziele
  • Fokussiert auf Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen
  • Kurz-, mittel- und langfristiger Ansatz
  • IFRS S1 stellt die Rahmenbedingungen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung dar
  • IFRS S2 konzentriert sich spezifisch auf klimabezogene Aspekte. Von besonderem Interesse für FIs sind finanzierte Scope-3-Emissionen
4 (Freiwilliger) Gültigkeitsbeginn mit Geschäftsjahr 2024
  • Jährliche Berichterstattung
  • Nachhaltigkeitsangaben sollen gleichzeitig mit Finanzangaben veröffentlicht werden
  • Für das erste Berichtsjahr gelten noch Erleichterungen
5 Herausforderungen
  • Initialaufwendungen für die Entwicklung einer umfassenderen Nachhaltigkeitsberichterstattung und entsprechender Datenbasis
  • Sukzessive Steigerung des Qualitätsniveaus bereitgestellter Informationen

Aufbau/Inhalt der IFRS

Die IFRS Sustainable Disclosures sind nach dem bekannten Vier-Säulen-Ansatz der TCFD strukturiert: Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Kennzahlen und Ziele.

Gemäß IFRS S1 müssen Unternehmen Informationen über nachhaltigkeitsbezogene Risiken und Chancen offenlegen, die sich kurz-, mittel- oder langfristig auf die Cashflows, den Zugang zu Finanzmitteln oder die Kapitalkosten auswirken können. IFRS S1 deckt alle wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen entlang der Wertschöpfungskette ab.

IFRS S2 enthält Einzelheiten zu spezifischen klimabezogenen Offenlegungen, einschließlich der Berichterstattung über Treibhausgasemissionen (THG) der Bereiche 1, 2 und 3 sowie der Beträge der Kapitalaufwendungen, Finanzierungen und Investitionen, die für klimabezogene Zwecke verwendet werden. Interessant für Finanzinstitutionen ist auch, dass hier ein globaler Standard für die Messung der finanzierten Scope-3-Emissionen etabliert wird.

Die Veröffentlichung des IFRS S1 (Allgemein) und S2 (Klima) sind nur der Ausgangspunkt – weitere Nachhaltigkeitsthemen werden folgen.

Vorteile

Geschäftsentscheidungen im Zusammenhang mit der Ressourcenallokation sind für das Fortbestehen von Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Unternehmen die Ressourcen, auf die sie angewiesen sind, und die Beziehungen entlang ihrer Wertschöpfungskette verstehen. Denn die Beziehungen und Interaktionen des Unternehmens mit Stakeholdern, der Gesellschaft, der Wirtschaft und der natürlichen Umwelt entlang der Wertschöpfungskette sind untrennbar mit der Fähigkeit des Unternehmens verbunden, kurz-, mittel- oder langfristig Cashflows zu generieren.

Das Finanzsystem funktioniert effektiver, wenn es nicht an entscheidenden Informationen mangelt. Eine umfassende globale Nachhaltigkeitsberichterstattung soll Informationsasymmetrien beseitigen.

Bessere Informationen führen zu besseren Geschäftsentscheidungen, egal ob es sich um Kapitalmarkt-, Kredit- oder Investitionsentscheidungen handelt. Finanzinstitutionen erlangen mit den Informationen aus IFRS oder ESRS insbesondere die Möglichkeit, eine tiefgreifendere Analyse ihrer Firmenkunden durchzuführen.

Herausforderungen

Dies bedeutet jedoch auch, dass Unternehmen mit der Verabschiedung globaler Regeln weiter unter Druck geraten, ihre Umweltauswirkungen präzise zu tracken und offenzulegen. Die Herausforderung für Unternehmen besteht darin, zunächst höhere Initialaufwendungen für die Entwicklung einer umfassenderen Nachhaltigkeitsberichterstattung und der entsprechenden Datenbasis zu tätigen, um sukzessive das Qualitätsniveau der bereitgestellten Informationen zu steigern.

Sustainable Banking, ESG-Risiken, Nachhaltigkeit

Sustainable Banking

Nachhaltigkeit ist aus der Branche Banking nicht mehr wegzudenken. Treiber sind zum einen die Initiativen von Gesetzgebern und Regulatoren. Aber auch Kunden stellen vermehrt nachhaltige, umweltfreundliche und klimaschonende Aspekte in den Mittelpunkt ihrer Finanzentscheidungen. Um den langfristigen ökonomischen Erfolg zu sichern sowie die regulatorischen Hürden zu meistern, müssen Banken frühzeitig ihre Geschäftstätigkeit auf Nachhaltigkeitsziele ausrichten und fit sein für den Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken.

Wie sieht die optimale Vorbereitung auf eine nachhaltige Zukunft in der Branche Banking aus? Dieser Frage gehen wir in unserer Serie Sustainable Banking auf den Grund. Mehr Informationen zu diesem Zukunftsthema finden Sie auf unserer Webseite.

Quellen
Tobias Huth

Tobias Huth

ist als Ökonom bei msg for banking im Bereich Sustainable Finance und Risikomanagement tätig. Sein Fokus liegt auf den Themen Sustainable Finance Regulierungen, Nachhaltigkeitsstrategien und Nachhaltigkeitsrisiken.

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